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In Geschäfte gehen viele nicht mehr, um sich mit Kleidung einzudecken.

Foto: REUTERS/Yuriko Nakao

Wien/Graz – Am Dienstag wird sich weisen, ob die Rettung der Modekette Vögele gelingt. Österreichchef Thomas Krenn sucht nach der Insolvenz der Schweizer Mutter Sempione Fashion seit Wochen einen Käufer für die rund 80 Standorte in Österreich. Krenn will sie als Gesamtpaket verkaufen. Gefragt ist ein Investor, der nicht nur die Filialen übernimmt, sondern auch die gestundeten Gehälter und Urlaubsgelder der 700 Beschäftigten bezahlt.

Dass sich ein solcher findet, wird von Branchenkennern bezweifelt. Denn der Modehandel hat schon bessere Zeiten gesehen. Der Branchenumsatz lag zwar zuletzt bei 5,3 Milliarden Euro und damit um zwanzig Prozent höher als vor zehn Jahren, allerdings ist der Konkurrenzdruck unter den insgesamt 3700 Betrieben riesig. Rund die Hälfte des Branchenumsatzes erwirtschaften Größen wie H & M, C & A, Peek & Cloppenburg, Kik und Kastner & Öhler. Den Rest teilen sich viele regionale Platzhirsche.

Wenn der Kuchen kleiner wird

Laut KMU Forschung Austria schreibt jedes zweite Mode-Unternehmen Verluste. Die Branche kämpft schon länger damit, dass die Kunden zunehmend via Smartphone und Computer einkaufen. Große reduzieren sukzessive ihre Flächen. "Wenn der Kuchen kleiner wird, verhungert jemand", sagt Wolfgang Richter vom Standortberater RegioPlan.

Ketten wie Vögele haben seiner Ansicht nach ein Problem mit der Positionierung. Weder sind sie besonders innovativ noch besonders günstig oder exklusiv. Die Billigmodekette Primark erwirtschaftet fünfmal so hohe Quadratmeterumsätze wie Vögele. In der Mittelklasse ist es aber eng. Dort tummeln sich auch die vielen kleinen und mittelgroßen Händler.

Was die Standorte betrifft, sei Vögele nicht schlecht aufgestellt, sagt Hannes Lindner vom Berater Standort und Markt. Das Problem sei, dass sich kaum ein Abnehmer für so viele Filialen auf einen Schlag finden dürfte. Für Beobachter das realistische Szenario: Vögele wird zerschlagen, regionale Platzhirsche greifen dann bei den Filetstücken zu. (Regina Bruckner, 31.7.2018)