La Rochelle – Sie wurde erst in den 1960er-Jahren entdeckt, obwohl sie eigentlich nicht zu übersehen war: die größte Kolonie von Königspinguinen, die zugleich die zweitgröße aller Pinguinkolonien ist. Diese einzigartige Ansammlung der majestätischen Vögel befindet sich auf der Île aux Cochons (deutsch: Schweineinsel) im Archipel Îles Crozet, dem Nationalen Naturschutzgebiet der französischen Süd- und Antarktisgebiete (TAAF).

Die sehr abgelegenen Inseln waren das letzte Mal 1982 von Forschern besucht worden, die damals 500.000 Brutpaare und über zwei Millionen Pinguine zählten.

Damals war die Pinguinwelt auf der Schweineinsel noch in Ordnung: 1982, beim bislang letzten Besuch von Forschern, gab es dort zwei Millionen Königspinguine.

Nun haben Forscher des Chizé-Zentrums für Biologische Studien (CNRS / Universität von La Rochelle) die aktuelle Größe der Pinguinkolonie mit hochauflösenden Satellitenbildern neu vermessen und berichten im Fachblatt "Antarctic Science" von einem dramatischen Schwund. Die Größe hat laut den Berechnungen des Teams um Henri Weimerskirch um nicht weniger als 88 Prozent abgenommen.

Die Größe der Pinguinkolonie im Vergleich der Jahre.

Um die von der Kolonie zu verschiedenen Zeiten zwischen 1960 und heute belegte Fläche zu berechnen, untersuchten die Forscher die Veränderungen ihrer Konturen. Diese Daten zeigen, dass der Rückgang in den späten 1990er Jahren begann, zeitgleich mit einem El Niño-Ereignis, das auch Auswirkungen auf die Nahrungsgrundlagen einer anderen Pinguinkolonie hatte, die 100 Kilometer von der Île aux Cochons entfernt lag und wegen des Schwundes an Fischen und anderen Beutetieren völlig zugrunde ging.

Lösung des beunruhigenden Rätsels

Dieses Ereignis könnte auch zum Schrumpfen der Kolonie Île aux Cochons geführt haben. Andere von den Forschern diskutierte Hypothesen sind eine Krankheit, konkret: jenes Vogelgrippevirus, das derzeit Populationen von Seevögeln auf anderen Inseln im Indischen Ozean dahinrafft, oder eingeschleppte Mäusen und Katzen, die die Küken fressen. Doch all diese Hypothesen seien unzureichend, um zu erklären, warum es zu einem Rückgang dieses Umfanges kommt, sagte Studienleiter Weimerskirch gegenüber französischen Medien.

Um das beunruhigende Rätsel zu lösen, sei es nötig, sich an Ort und Stelle zu begeben. Und genau das haben die Forscher demnächst auch vor. (tasch, 1.8.2018)