Mides-Geschäftsführer Christian Brunner hält nichts vom neuen Arbeitszeitgesetz.

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Graz – Er wolle jetzt nicht gleich – "von wem auch immer" – vereinnahmt werden, aber die Sache sei für ihn und sein Unternehmen klar: "Bei uns wird es keinen Zwölfstundentag geben", sagt Christian Brunner im Gespräch mit dem Standard.

Der Geschäftsführer des in Graz ansässigen medizinisch-technischen Unternehmens Mides wirbt auf der Suche nach neuem Personal – "wir wachsen jährlich um zehn Mitarbeiter" (Brunner) – offensiv mit dieser Entscheidung, die alte Arbeitszeitregelung strikt beizubehalten.

Aktuell sucht Brunner Feinmechaniker, Elektroniker und Techniker. In den Stelleninseraten verspricht Mides: "Vollzeitbeschäftigung von 38,5 Stunden/Woche – maximal acht Stunden/Tag." "Wir wollen gleich vorweg klarstellen, dass wir mit der neuen Arbeitszeitregelung nicht mitmachen. Wir investieren lieber in die Ausbildung, als dass wir Leute zwölf Stunden arbeiten lassen. Bei uns geht es um Qualität bei der Arbeit, und das geht nur, wenn die Mitarbeiter gerne in die Firma kommen, motiviert und gesund sind", sagt Christian Brunner.

Lebensqualität verbessern

Ein positives Betriebsklima wirke sich letztlich auch fördernd auf die Gesundheit aus. "Die Aufgabe der Politik, so wie ich sie verstehe, ist doch, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, und nicht, sie zu verringern. Was habe ich davon, wenn ich die Mitarbeiter länger am Tag oder in der Woche arbeiten lasse und sie dann wochenlang im Krankenstand sind und ausfallen? Oder sich ein Burnout einhandeln?"

Natürlich sei auch er für eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten, "dort, wo es Sinn macht – aber so, wie es jetzt beschlossen wurde, geht das völlig in die falsche Richtung". Vor gar nicht langer Zeit sei noch eine "Work-Life-Balance" in aller Munde gewesen, "und jetzt bewegen wir uns genau in die Gegenrichtung". Das Argument der Freiwilligkeit beim Zwölfstundentag hält Brunner für realitätsfremd: "Das wird's in der Praxis nicht spielen."

Hochqualifiziertes Personal gesucht

Sein Unternehmen benötige, wie der Großteil der Betriebe im Technologiesektor, jedenfalls dringend hoch qualifiziertes Personal. Die Garantie eines Achtstundentages sei da jedenfalls für potenzielle Bewerber sicher ein positives Signal "und vielleicht ein Wettbewerbsvorteil", glaubt Brunner. "Vielleicht entwickeln sich ja so ähnliche Initiativen wie bei den Nichtraucherlokalen. Hier hat ja auch ein Wirt nach dem anderen freiwillig verzichtet, dass im Lokal geraucht werden darf." Um qualifiziertes Personal zu rekrutieren, investiere Mides (80 Mitarbeiter) in eigene Ausbildungsmodule, in die auch Quereinsteiger einsteigen können.

Mides kooperiert weltweit mit Krankenhäusern und Medizinern, die ihre technischen Geräte wie Ultraschallsonden im Unternehmen warten, updaten und reparieren lassen. Mides entwickelt zudem eigene kabellose Sonden.

"Früher haben die Spitäler ihre gebrauchten Geräte und Sonden einfach ausgetauscht, jetzt werden sie bei uns wieder hergestellt. Die Spitäler sparen sich bis zu 60 Prozent an Neuanschaffungskosten – in Zeiten angespannter Spitalsfinanzierungen nicht unerheblich", sagt Brunner. Das Geschäft läuft, Mides errichtet aktuell einen zweiten Standort in Graz. Walter Müller, 1.8.2018)