Die Schriftstellerin Shubnum Khan staunte nicht schlecht, als ihr eine kanadische Freundin vor sechs Jahren eine Werbeanzeige schickte: Zu sehen war Khan als Positivbeispiel für Migration. Doch: Khan wohnte in Südafrika, nicht in Kanada – und über die Kampagne hat sie erst durch ihre Freundin erfahren. Erst durch den Hinweis einer anderen Freundin erinnerte sie sich, als junge Studentin an einem kostenlosen Fotoshooting teilgenommen zu haben. Der Fotograf hatte damals 100 Leute gesucht, die ein professionelles Porträt haben wollten. Er nahm jeweils drei Gesichtsausdrücke auf: traurig, neutral und fröhlich.

Gesicht als Stock-Foto

Khan dachte damals, die Bilder seien für ein Kunstprojekt oder das Portfolio des Fotografen. Was sie nicht wusste, war, dass sie durch die Teilnahme am Fotoshooting ihre Zustimmung zur Verwendung der Bilder als Stock-Foto erteilt hatte. Khans Gesicht konnte nun in jedwedem Kontext zum Einsatz kommen – was es auch tat, wie die Autorin in einem Thread auf Twitter zeigt.

Ihr Gesicht war etwa für Hautcremes benutzt worden, wobei Khans natürliche Flecken mittels Photoshop retuschiert wurden. Sie verkaufte Teppiche, tauchte in einer chinesischen McDonald's-Werbung auf und zierte Buchcover, etwa "Indien studieren".

Was Khan schockierte: Sie hatte offenbar nicht nur die Zustimmung zur Verwendung ihres Fotos geteilt, vielmehr konnten Käufer der Rechte auch neue Identitäten mit ihr erfinden. So tauchte sie als erfolgreiche Absolventin eines Managementkurses auf, war Tourguide in Vietnam oder Lehrerin. "Es war so unehrlich – ich dachte nie, dass man Stock-Fotos für gefälschte Testimonials verwenden kann", erzählt Khan der BBC.

"Warnendes Beispiel"

2013 kontaktierte Khan erneut den Fotografen und bat ihn, das Foto zu entfernen. Zu ihrer Überraschung stimmte er zu, wenngleich die Verbreitung des Bildes dadurch nicht komplett eingedämmt werden konnte. Khan hält daran fest, dass niemand sie über die Aufgabe ihrer Rechte informiert hatte, obwohl im Kleingedruckten des Vertrags derartige Bestimmungen zu finden sind. Auf Twitter erzählte sie ihre Geschichte als "warnendes Beispiel". "Ich habe mein Gesicht verschenkt", sagt Khan. Wer an einem Fotoshooting teilnimmt, solle jedenfalls dessen Bedingungen genau studieren, so die Autorin. (red, 1.8.2018)