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Pro
von Eric Frey

Es stinkt, es knarrt, aus allen Richtungen ertönen Schnarchgeräusche. Spätabends legen sich die Letzten ins Bett, schon vor Sonnenaufgang stehen die Ersten auf. An Schlaf ist kaum zu denken. Wer Wellnessurlaub liebt, für den sind Matratzenlager auf Berghütten ein Gräuel.

Aber so jemand hält sich ohnehin von Berghütten fern – und überhaupt von hohen Bergen. Wer hat je behauptet, dass Bergtouren bequem sein sollen?

Der Sinn der Sache ist ja, alle Unannehmlichkeiten, die unser Land zu bieten hat, möglichst unmittelbar zu erleben: endloses Gehen, steile Pfade, Gatsch und Schlamm, vielleicht sogar Gewitter und Regen. Da gehören Matratzenlager einfach dazu. Auf der Berghütte sind Doppelzimmer für Weicheier.

Denn nur im Schlafsaal erlebt man die wahre Kameradschaft der Gipfelstürmer und Weitwanderer. In dieser heimeligen Atmosphäre fühlt man sich wieder richtig jung. Und wenn man dann im komfortablen Talhotel die Tour in Gedanken noch einmal Revue passieren lässt: An die Matratzenlagernacht erinnert man sich auf jeden Fall.

Kontra
von Franziska Zoidl

Ein Abend auf einer Berghütte ist herrlich entspannend. Endlich kann man sich der Wanderschuhe entledigen und den Rucksack abstellen. Es gibt Suppe und Kaiserschmarren. Beim Smalltalk mit anderen wird über das Wetter geplaudert. All das findet um zehn, elf ein Ende: Sperrstunde heißt Schlafenszeit – theoretisch.

Denn wer im Matratzenlager schläft, bekommt nicht viel Schlaf. Jemand kramt herum, der Herr, der gerade sein Bier ausgetrunken hat, muss aufs Klo. Die beiden Frauen, die Karten gespielt haben, schnarchen. Es riecht nach nassen Socken und Schweiß. Und wenn man auf seiner durchgewetzten Matratze endlich eingedöst ist, stehen die Ersten schon wieder auf.

Vielleicht bin ich zu jung, um Kommunen zu verstehen. Aber warum ich im Urlaub mit Fremden auf engstem Raum schlafen soll, ist mir ein Rätsel. Darum plane ich Wanderungen so, dass ich es bis zum Sonnenuntergang ins Wellnesshotel im Tal schaffe. Dafür bin ich am nächsten Tag nicht bei Tagesanbruch auf dem Gipfel – in meinem weichen Hotelbett ist mir das aber herzlich egal. (RONDO, 11.09.2018)

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