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Kampf um die Kontrolle im Unterhaus: Am 6. November wird ein neues Repräsentantenhaus gewählt.

Foto: AP Photo/J. Scott Applewhite, File

Wenn es nur nach dem Geld ginge, droht den Republikanern bei den anstehenden US-Zwischenwahlen Ungemach: Eine große Zahl an demokratischen Kandidaten für das amerikanische Repräsentantenhaus hat in den vergangenen drei Monaten laut einer Berechnung des Portals "Politico" mehr Spendengelder gesammelt als ihre republikanischen Gegner. Die Republikaner müssen um ihre knappe Mehrheit im Kongress bangen.

56 Demokraten haben im zweiten Quartal mehr Geld für ihre politischen Kampagnen eingenommen als jene republikanischen Abgeordnete, die sie bei den Midterm-Wahlen am 6. November besiegen wollen. Eigentlich sind Amtsinhaber beim Spendensammeln im Vorteil. Aber obwohl wohlhabende republikanische Spender mithilfe sogenannter "Political Action Committees" (Pacs) weiter Millionen in den Wahlkampf pumpen, hat sich die Ausgangslage für die "Grand Old Party" im Lauf des letzten Jahres verschärft.

Böse Vorboten

Laut US-Recht darf eine Person nur wenige tausend Dollar für eine Wahlkampagne spenden, wohingegen Pacs unlimitiert Geld sammeln und ausgeben dürfen – solange sie sich nicht mit einer Wahlkampagne eines Kandidaten absprechen. Dieser Vorteil für die Republikaner und ihre reichen Unterstützer ist jedoch geschrumpft. Der Enthusiasmus in der demokratischen Parteibasis seit der Wahl Donald Trumps ist geradezu explodiert, die Zahl der bekennenden Unterstützer der Republikaner hingegen sinkt.

Die geringeren Einnahmen sind nur einer von mehreren bösen Vorboten für die Republikaner: Die Beliebtheitswerte des republikanischen Präsidenten dümpeln bei knapp 40 Prozent, der Enthusiasmus in der eigenen Partei ist vergleichsweise gering, und Umfragen zeigen, dass unabhängige Wähler immer öfter zu den Demokraten tendieren.

Millionenvorsprung

Wenn die jüngere Geschichte ein Indikator ist, dann müssen die Republikaner um ihre Mehrheit im Kongress fürchten. 2010 war es genau umgekehrt: 44 demokratische Kongressabgeordnete hatten damals weniger Geld gesammelt als ihre republikanischen Herausforderer. Den Republikanern gelang es in jenem Jahr, insgesamt 64 Sitze im US-Unterhaus von den Demokraten zu erobern.

Wirtschaftstreibende satteln um

Es könnte noch schlimmer für Trumps Partei kommen. Verstört von Trumps Handels- und Immigrationspolitik, stellen viele Wirtschaftstreibende, traditionelle Befürworter der Republikaner, öffentlich Überlegungen an, dieses Jahr Demokraten zu unterstützen. Die amerikanische Bankiervereinigung begann bereits im Juli mit der Veröffentlichung von Werbespots, die zur Unterstützung einzelner demokratischer Abgeordneter aufruft. Auch die amerikanische Handelskammer, traditionell eine Hochburg der Republikaner, gab ihre Unterstützung für mehrere demokratische Kandidaten bekannt.

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Charles Koch
Foto: Bo Rader/The Wichita Eagle via AP

Selbst die milliardenschweren Koch-Brüder, jahrelang die größten Unterstützer konservativer Kandidaten, deuteten an, dieses Wahljahr möglicherweise demokratische Kandidaten zu unterstützen. Charles Koch sagte dem "Time"-Magazin, dass er bereit wäre, sein Füllhorn auch über Demokraten, die sich für den freien Markt und gegen Trumps protektionistische Politik aussprechen, auszuschütten.

Trump reagierte darauf auf seinem Lieblingskommunikationskanal Twitter: Die Koch-Brüder, so der US-Präsident, seien ein "totaler Witz".

(Stefan Binder, 4.8.2018)