Bild nicht mehr verfügbar.

In Bochum werden Wasserwerfer eingesetzt, um Alleebäume zu bewässern

Foto: REUTERS/Wolfgang Rattay

Berlin – Angesichts der Dürre in vielen Regionen Deutschlands erwarten die dortigen Bauern eine noch schlechtere Getreideernte als bisher befürchtet. Statt zunächst geschätzter 41 Millionen Tonnen sei nur mit einer Menge von rund 36 Millionen Tonnen zu rechnen, teilte der Deutsche Bauernverband am Mittwoch in einer neuen Zwischenbilanz der laufenden Ernte mit.

"Viele Bauern brauchen jetzt eine schnelle Unterstützung", forderte Bauernpräsident Joachim Rukwied. "Die aus unserer Sicht eindeutigen Zahlen lassen eine grundsätzliche Entscheidung über Dürrehilfen schon jetzt zu." Die Voraussetzungen für Finanzhilfen der Länder in besonders betroffenen Regionen seien klar erfüllt.

Rukwied sprach von einem "katastrophalen Ausmaß der Dürreschäden". Die Mengen blieben deutlich hinter den ohnehin geringen Erwartungen zurück. Im vergangenen Jahr waren 45,6 Millionen Tonnen Getreide eingefahren worden. Es wird heuer also mit einem Minus von mehr als 20 Prozent im langjährigen Durchschnitt gerechnet. Wegen geringer Ertragsausichten und Sorgen um eine ausreichende Futterversorgung hätten einige Betriebe Getreide gehäckselt. Auch bei Mais zeichneten sich Einbußen ab. Die aktuelle Prognose enthalte nun in großem Umfang auch tatsächliche Erntemengen.

Bauernverband fordert Nothilfe

Wegen Hitze und Trockenheit vor allem im Osten und Norden drohen Ausfälle auch bei Gras als Tierfutter. Der Bauernverband fordert bereits rasche Nothilfen von möglichst einer Milliarde Euro.

Die deutsche Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) informierte am Mittwoch das Kabinett über die aktuelle Lage. Sie verwies darauf, dass vor allem bei Tierhaltern Not herrsche, weil Futter knapp und teuer werde. Teils stünden Notschlachtungen an.

Zuständig für Finanzhilfen sind zuerst die Länder. Auf Bundesebene will man erst nach einer amtlichen Erntebilanz Ende August über mögliche eigene Zahlungen entscheiden. Das ist möglich, wenn Schäden von "nationalem Ausmaß" festgestellt werden. Zuletzt war dies 2003 wegen Dürre der Fall. Klöckner hat deutlich gemacht, dass sie fundierte Daten abwarten wolle, ehe zusätzliches Steuerzahlergeld eingesetzt werde. Es sei richtig, die Ernte abzuwarten "und dann zu entscheiden, wie viel Geld fließen muss", sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) zur "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe). Er betonte mit Blick auf die "Ausnahmesituation" indes auch: "Wir sollten nicht kleinlich sein."

Am Dienstag hatten Experten von Bund und Ländern bereits eine erste Bestandsaufnahme vorgenommen. Dabei sei klar geworden, dass die Landwirte in Deutschland sehr unterschiedlich betroffen sind, "aber insbesondere die Hitzewelle der letzten drei Wochen die Situation überall extrem verschärft hat", hieß es danach. "Wir waren uns einig, dass die Länder jetzt die notwendigen Daten so schnell wie möglich liefern, denn nur dann kann der Bund auch schnell handeln", sagte der Parlamentarische Staatssekretär Michael Stübgen (CDU).

Grünen-Chefin Annalena Baerbock forderte angesichts der Dürre einen Wandel zu einer naturschonenderen Bewirtschaftung. Landwirte seien in weiten Teilen des Landes hart betroffen, "gleichzeitig aber auch Teil des Problems", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwochsausgaben). "Das Prinzip, Lebensmittel zu Dumpingpreisen in Massen zu produzieren, hat ausgedient." (APA, dpa, 1.8.2018)