Meister des hyperventilierenden Redeschwalls: Louis de Funès als "falscher" Rabbi Jacob.

Foto: Einhorn Film

"Man kann auf Dauer das Volk nicht belügen", sagt der arabische Revolutionär. Darauf antwortet der französische Industrielle: "Und ob man das kann. Das kann man prima. Mach' ich in meiner Fabrik auch. Dem lüg' ich dauernd die Hucke voll, dem Volk. Das will ja belogen werden, so was Dummes."

So viel zum Thema Aktualität älterer Filme. Dass nun also Die Abenteuer des Rabbi Jacob von 1973 mit dem famosen Louis de Funès eine neu digitalisierte Wiederaufführung erlebt, ist mehr als bloß willkommene Bereicherung des hiesigen Sommerangebots. Es ist der Beweis, dass französische Komödien früher tatsächlich lustig waren. Und erfolgreich. Die Abenteuer des Rabbi Jacob ist die letzte Zusammenarbeit von Louis de Funès und Regisseur Gérard Oury, in der der berühmteste Komiker des europäischen Kinos seiner Zeit noch einmal aus dem Vollen schöpft.

Trailer zur neu digitalisierten Version von "Die Abenteuer des Rabbi Jacob".
Stephan Welan

Legendär seine cholerischen Ausbrüche, mit denen die Familie (Freunde gibt es prinzipiell keine) schikaniert wird; unnachahmlich der an Hyperventilation grenzende Redeschwall, dem hier arabische Terroristen und jüdische Heimkehrer gleichermaßen ausgesetzt sind.

Und nach wie vor gültig die politische Agenda dieses Films, in dem de Funès als grantelnder Rassist Pivert ("Victor Buntspecht") der Völkerverständigung mit Grimassen dort nachhilft, wo man sie am dringendsten braucht: von Angesicht zu Angesicht. (pek, 1.8.2018)