Zu den Autorinnen und Autoren, die vor 100 Jahren sommers am Thalhof in Reichenau gelebt und gearbeitet haben, gehört auch Marie von Ebner-Eschenbach. Ihre Literatur kehrt nun an den Sommerfrischeort zurück. Der aus mährischem Adel stammenden Schriftstellerin (1830-1916) ist unter der künstlerischen Leitung von Anna Maria Krassnigg beim Festival Thalhof Wortwiege ein Schwerpunkt gewidmet.

Jens Ole Schmieder und Petra Gstrein im Stück "Mašlans Frau" in Reichenau.
Foto: Christian Mair

Die Literatur der großen Erzählerin wird – abseits der Krambambuli-Rezeption – einer Neubewertung unterzogen. Daran hat auch die exzellente Biografie Berühmt sein ist nichts (Residenz-Verlag) von Daniela Strigl ihren Anteil oder der im Mandelbaum-Verlag erschienene Würdigungsband von Ruth Klüger.

Den Reichenauer Premieren ging im Vorjahr bereits ein erster Ebner-Eschenbach-Zyklus voraus. Unter anderem mit einer Dramatisierung der Erzählung Die Totenwacht. Heuer folgen Teil zwei und drei des Zyklus, beginnend mit der Novelle Mašlans Frau, welcher Autorin Anna Poloni im Stück Tiefer als der Tag nun ein zeitgenössisches Echo hinterherschickt. Eine reiche Bäuerin wehrt sich gegen die Zumutungen des Ehebruchs; Polonis Neudichtung antwortet darauf mit einer ungewöhnlichen Paartherapie. Uraufführung ist am Donnerstag in der Regie von Krassnigg.

Die junge Autorin Theodora Bauer wiederum nimmt in ihrem Drama Am Vorabend Bezug auf Ebner-Eschenbachs Novelle Das tägliche Leben. Erstaufführung ist nächsten Donnerstag. Im Rahmenprogramm des Festivals finden sich neben Lesungen von Strigl und Bauer die AutorInnen Olga Flor, Ferdinand Schmalz und Mario Wurmitzer. Koschka Hetzer-Molden präsentiert den Film Frauen in Weiß. (afze, 1.8.2018)