Kein Architekturjuwel, dafür mit bemerkenswerter Aussicht: die Bergstation der Schafbergbahn.

foto: thomas neuhold

Schafbergstation mit Schafberggipfel: Links das Schutzhaus Himmeslpforte, rechts das Hotel Schafberspitze.

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Von St. Wolfgang am Wolfgangsee auf den Schafberg.

grafik: derstandard

Ein sanfter Ruck und die zwei Wagons stehen: Bergstation Schafberg, 1732 Meter Seehöhe, Endstation. 35 Minuten lang hat die ölbefeuerte Dampflokomotive die zwei Wagen mit insgesamt 105 Sitzplätzen vom oberösterreichischen St. Wolfgang über die Landesgrenze bis knapp unter den in Salzburg liegenden Schafberggipfel geschoben. Höchstgeschwindigkeit: zwölf Kilometer in der Stunde. Bei einer Steigung von bis zu 26 Prozent werden fast 1200 Höhenmeter vom Wolfgangseeufer aus überwunden. Streckenlänge der steilsten Zahnradbahn Österreichs: nicht ganz sechs Kilometer.

Halbschuhgerecht planiert

Kaum sind Lokomotive und die zwei Vorstellwagen zum Stillstand gekommen, springt der Zugbegleiter aus dem vorn liegenden Führerstand. Mit einem Vierkantschlüssel werden die Abteiltüren geöffnet, und die Touristen strömen ins Freie. Heute, an diesem heißen Sommertag, am frühen Vormittag sind es überwiegend Gäste aus Japan, deutsche Familien und eine Handvoll Wanderer.

Aus den Wagons entlassen, strömt die Gästeschar bergwärts. 50 halbschuhgerecht planierte Höhenmeter sind es noch bis zum 1783 Meter hohen Gipfel. Doch zuerst heißt es: Platzkarten reservieren. Für nicht Deutsch sprechende Gäste steht auf einem Schild: "Seat reservations for the ride down". Hat man eines der kleinen, mit der Abfahrtszeit talwärts aufgedruckten Zählkärtchen ergattert, geht es endlich per pedes bergwärts.

Notbremsung

Oben angekommen lockt ein für Flachländer schaurig anmutender Tiefblick in die hunderte Meter steil abbrechende Nordwand – alles gut mit Geländern abgesichert und ungefährlich. Dazu noch ein Rundblick vom Böhmerwald im Norden über die Berge und Seen des Salzkammergutes bis weit in die Kalkalpen nach Süden hinein. Nach Fotos und Selfies geht es dann zur Jause ins Hotel Schafbergspitze oder ins urigere Schutzhaus Himmelspforte: Kaffee und Kuchen oder Weißbier und Würstel.

Einstweilen besprechen Lokführer und Zugbegleiter die Fahrt. Nachdem der Lokführer aus seiner hinter den Wagen liegenden Perspektive wenig Sicht hat, obliegt es dem Zugbegleiter, für die Sicherheit zu sorgen. Das war auch notwendig. Knapp nach der Haltestelle Schafbergalm musste der junge Mann zur Notbremse greifen: Eine Kalbin wollte partout nicht von den Gleisen weichen.

Auf die 125-jährige Geschichte ist man bei der Schafbergbahn ziemlich stolz. Während der Talfahrt werden die Gäste via Bildschirm und Lautsprecher über den Fuhrpark informiert: Fünf kohlebefeuerte Dampflokomotiven sind noch für Nostalgiefahrten im Dienst, dazu kommt ein historischer Dieseltriebwagen. Die Hauptlast des Verkehrs tragen vier ölbefeuerte Dampfloks und ein dieselelektrisches Stahlross.

Stolze Preise

Dass der Zug auf den Berg ein Hit wird, war schon im ersten Betriebsjahr klar: Monatlich wurden damals 12.000 Gäste befördert. Aktuell sind es jede Sommersaison 310.000. Und das trotz der eigentlich stolzen Preise: 36 Euro kostet eine Berg- und Talfahrt, der ermäßigte Familientarif belastet das Urlaubsbudget mit 82,50 Euro.

2006 hat der regionale Energieversorger Salzburg AG die Schafbergbahn – gemeinsam mit der Wolfgangseeschifffahrt – von den ÖBB erworben. Bis 2022 werden die Salzburg AG und die Länder Oberösterreich und Salzburg insgesamt 22 Millionen Euro in die Erneuerung der Gleisanlagen und der Stationen stecken. Kleinere Veränderungen gehen an den mehrheitlich ausländischen Gästen naturgemäß vorüber: Bis vor kurzem hat noch die Stimme von Chris Lohner über Abfahrtszeiten informiert. Seit heuer haben die Mitarbeiter selbst den Job mit Live-Ansagen übernommen.

Alles hat irgendwo ein Ende. Aber wie geht es dort weiter? In einer Sommerserie führt der STANDARD zu Öffi-Endstationen. (Thomas Neuhold, 2.8.2018)