Für Konsumenten ist Österreich wieder zu einem Handyparadies geworden. Die Tarife sind günstig wie seit Jahren nicht mehr.

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T-Mobile Chef Andreas Bierwirth war auf Einkaufstour. Für UPC-Kunden soll sich vorerst nichts ändern. Die Marke UPC bleibt mindestens noch ein Jahr.

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Es ist der größte Telekommunikationsdeal in Österreich seit dem Börsengang der Telekom Austria im Jahr 2000. Der Handynetzbetreiber T-Mobile Österreich hat für 1,9 Milliarden Euro den Internet- und TV-Anbieter UPC übernommen. Mit dem Kauf legt sich der Mobilfunker neue Geschäftsfelder zu, um wieder auf Wachstumskurs zu kommen und die Konkurrenz auf Abstand zu halten.

Diskonter sorgen für niedrige Tarife

Für Konsumenten sind es gute Nachrichten: Österreich ist in den letzten Jahren zu einem Handyparadies geworden. Wer sich darum kümmert, kann hierzulande billig telefonieren oder im Netz surfen. Laut den aktuellen Zahlen der Telekombehörde RTR sind die Preise für Mobilfunk in den vergangenen vier Jahren um 26 Prozent gesunken.

Befeuert wird der Preissturz durch Mobilfunkdiskonter, die sich ein Match um Kunden liefern. "Am Markt kann man nur mit Verdrängung der Konkurrenz punkten", erklärt Michael Krammer, der mit Hot den erfolgreichsten Billiganbieter des Landes auf die Beine gestellt hat. Sein Mobilfunker hat laut eigenen Angaben seit 2015 über 800.000 Kunden gewinnen können. Diese wurden hauptsächlich den drei großen Platzhirschen A1, T-Mobile und "3", die sich über 90 Prozent des Marktes aufteilen, abgejagt.

Apokalpytische Reiter

Hot ist ein Nebenprodukt der Übernahme des Mobilfunkers Orange durch "3" im Jahr 2012. Die EU-Wettbewerbshüter haben "3" im Gegenzug für den Deal vorgeschrieben, sein Netz Quereinsteigern zu öffnen. Seither vermieten auch A1 und T-Mobile ihre Infrastruktur. Der Erfolg von Hot hat in den vergangenen Jahren auch zahlreiche Nachahmer auf den Plan gerufen, die ebenfalls Mobilfunker an den Start gebracht haben. Der Erfolg der Diskonter liegt den drei großen Handynetzbetreibern schwer im Magen, da sie von deren Erfolg überrascht wurden. Zwar verdienen sie durch die Vermietung ihrer Netze gutes Geld, aber der Kundenschwund schmerzt. Als Reaktion haben sie eigene Billigmarken in Stellung gebracht, die versuchen, den Newcomern mit Kampftarifen Paroli zu bieten.

Aber nicht nur Diskonter bereiten den Managern Sorgen. Sie müssen sich auch mit den "apokalyptischen Reitern aus dem Silicon Valley" herumplagen. So hat etwa Whatsapp bei vielen Kunden SMS abgelöst. Videoanbieter wie Youtube und Netflix zwingen sie dazu, ihre Netze massiv auszubauen. Schließlich wollen Kunden ihre Lieblingsserien mittlerweile auch in 4K-Qualität sehen, was einen enormen technischen Aufwand bedeutet.

UPC ist nun Teil von T-Mobile.

Bisher haben die drei großen Mobilfunker ihre Ausfälle auch mit jährlichen Preiserhöhungen für Bestandskunden kompensiert. Eine Strategie, die bei Kunden nicht gerade gut ankommt. Es sind aber auch US-Firmen wie Netflix, die den Weg weisen. Einzigartige Videoinhalte via Mobilfunk gelten als "Killeranwendung", die Kunden halten und bringen soll. Die Branche wettet derzeit darauf, dass der Anbieter mit exklusiven Inhalten in der Gunst der Kunden vorn liegt. Dementsprechend bietet A1 neuerdings Spiele der Fußball-Bundesliga via Stream an und "3" lockt mit günstigem TV via Mobilfunk. Mit dem Kauf von UPC verfügt T-Mobile nun ebenfalls über ein Streamingangebot, das aktuelle Serien und Filme bietet.

Auf in die 5G-Welt

Auch hat sich T-Mobile eine gute Position im Wettrennen um die kommende Mobilfunkgeneration 5G erkauft – das Unternehmen verfügt nun über das schnelle Glasfasernetz von UPC. 5G ist die Schlüsseltechnologie für die Vernetzung von Fabriken. 5G wird weiters private Festnetzanschlüsse endgültig obsolet machen. Und Konsumenten dürfen sich über wirklich schnelles Internet freuen – und zwar in allen Gegenden des Landes. Die notwendigen Frequenzen werden im Herbst versteigert, 2020 sollen die ersten Netze in Österreich in Betrieb sein.

Zusätzlich will T-Mobile auch in die Domäne von A1 eindringen. Man will vom Marktführer Geschäftskunden abwerben, indem man Festnetz und Mobilfunk als Bündel anbietet. Dieses Ziel hat sich auch "3" gesetzt und dafür bereits im Sommer 2017 den Internetprovider Tele2 gekauft. Bisher blieben Geschäftskunden aber A1 sehr treu.

Breitband

Beim Breitbandausbau in Österreich spielt Mobilfunk vor allem in ländlichen Regionen eine große Rolle. Glasfaseranbindung gibt es vielerorts nicht, dafür weichen immer mehr Nutzer auf LTE-Angebote aus. Ziel der Regierung ist es, dass bis 2020 jeder österreichische Haushalt Zugang zu einer Anbindung mit 100 Mbit/s hat. (Markus Sulzbacher, 2.8.2018)