Barcelona/Madrid – Erstmals seit sieben Jahren ist eine Kommission aus Vertretern der spanischen Zentralregierung und der nach Unabhängigkeit strebenden Region Katalonien zu Gesprächen zusammengekommen. Die bilaterale Kommission traf sich am Mittwoch am Sitz der katalanischen Regionalregierung in Barcelona.

Die Delegationen wollten sich vor allem über politische Fragen austauschen: Barcelona will erneut ein Unabhängigkeitsreferendum abhalten und fordert die Freilassung von inhaftierten Aktivisten.

"Wir müssen geduldig sein", sagte eine Sprecherin der katalanischen Regionalregierung, Elsa Artadi. "Wir werden das nicht an einem Tag lösen, aber es muss Schritte nach vorne geben." Die Zentralregierung des neuen spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez lehnt ein Referendum ab. Bereits das Unabhängigkeitsreferendum vom 1. Oktober in Katalonien hatte das spanische Verfassungsgericht als unrechtmäßig eingestuft.

Streit im Oktober eskaliert

Sanchez und Kataloniens Regionalpräsident Quim Torra hatten die Wiederaufnahme der Kommission vor wenigen Wochen beschlossen. Der Sozialdemokrat Sanchez vertritt eine weniger harte Linie in der Katalonien-Frage als sein konservativer Vorgänger Mariano Rajoy. Die katalanischen Regionalisten hatten ihrerseits das Misstrauensvotum gegen Rajoy am 1. Juni unterstützt und so dazu beigetragen, dass Sanchez kurz darauf die Regierungsgeschäfte übernahm.

Der Streit um die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens war im Oktober vergangenen Jahres eskaliert, als der frühere Regionalpräsident Carles Puigdemont das als illegal eingestufte Referendum organisierte. Nach der Abstimmung rief die Regionalregierung einseitig die Unabhängigkeit Kataloniens aus und wurde daraufhin von der spanischen Zentralregierung unter Rajoy abgesetzt. (APA, 1.8.2018)