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QAnon hat derzeit Tom Hanks im Visier

Foto: Reuters

Die Ermittlungen von Robert Mueller gegen mögliche Russland-Verstrickungen des US-Präsidenten sind nur eine Fassade, damit Donald Trump ungestört gegen den "Deep State" kämpfen und geheim gehaltene Pädophilennetzwerke sprengen kann. Und ein Teil dieser Ausbeutungsnetzwerke soll auch der Schauspieler Tom Hanks sein. Das sind, kurzgefasst, die aktuellen Thesen der QAnon-Verschwörung.

Wenngleich nur relativ wenige Leute dieser Theorie glauben schenken sollen, kann sie eine enorme Wirkung entfalten. Denn sie bedient sich der vielleicht ältesten Diffamierungstaktik der Welt, wie Wired erklärt. Und zwar des Schmutzkübels.

Irgendetwas wird schon hängen bleiben

Die Idee ist es, möglichst viel "Schmutz" über seinem Ziel auszuleeren, mit dem Ziel, dass öffentlich etwas davon "hängenbleibt" – egal, welchen Wahrheitsgehalt die Anschuldigungen haben. Die Vorwürfe der Pädophilie gegen Hanks enstammen einer Reihe von Tweets einer Frau, die als Kind von Hanks vergewaltigt worden sein will.

Ihre Darstellungen sind teils sehr spezifisch und dann wieder lückenhaft, was sie mit einer Folge eines Traumas begründet. Beweise gibt es jedenfalls bis heute nicht. Dennoch taucht taucht der Name des Darstellers mittlerweile bei vielen Suchergebnissen zum Thema Pädophilie auf.

Alte Taktik

Hanks, bekennender und spendender Unterstützer an die Demokraten, ist ein logisches Ziel für die extreme Rechte, die die Vorwürfe weiter verbreitet. Wer sich an Kindern vergeht, wird von der Gesellschaft verachtet. Damit lässt sich auch das Image von Hanks, der als verheirateter Vorzeigevater von rechter Seite schwer angreifbar ist, schwer ankratzen. Ähnlich ist es auch schon "Guardians of the Galaxy"-Regisseur James Gunn gegangen.

Die Taktik ist natürlich kein Exklusiv-Werkzeug einer politischen Seite. Politisch unbeliebte Personen, denen man auf konventionelle Weise schwer beikommen konnte, wurden stattdessen öffentlich angeschwärzt. Und lange vor schürte schon die katholische Kirche Ängste vor Menschen, die sich gegen sie oder ihr Weltbild wandten.

Kinder als effektives Motiv

Immer wieder wurden in die Anschuldigungen auch Kinder involviert, die für praktisch alle Gesellschaften ein Symbol der Schutzlosigkeit und Unschuld darstellen. Europäischen Juden wurde im 19. und 20. Jahrhundert unterstellt, christliche Kinder zu entführen, um ihr Blut in religiösen Ritualen zu verwenden. Die Menschenrechtsbewegung für die Gleichstellung von Schwarzen und Weißen in den USA wurde von Gegnern mit Warnungen begleitet, dass schwarze Männer eine Bedrohung für weiße Frauen und Kinder seien.

In Indien führten Fake-Warnungen vor Kinder- und Organhändlern bereits zum Tode mehrerer Unschuldiger durch Lynchmobs. Mit möglichen Übergriffen auf Kindern wird auch vor Flüchtlingen Angst gemacht.

Effektive Waffe im Rückzugsgefecht

Die QAnon-Anhänger verbreiten zwar einerseits Nachrichten über ihre angeblich pädophilen Ziele, sehen sich aber gleichzeitig als Aufdecker. Ein Zugang, der ihr auf der einen Seite zwar nützt, in der öffentlichen Wahrnehmung aber auch schadet. Die Darstellung der lautstark auftretenden Überlebenden des Amoklaufs an einer Highschool in Florida verspielte einige Sympathien.

Daher dürfte die "Pädophilen"-Karte künftig häufiger gezogen werden, wenn es gegen missliebige Politiker, Schauspieler oder Journalisten geht – weil sie nach wie vor eine effektive Waffe ist. (red, 03.08.2018)