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Die New York University: Die renommierte Bildungsstätte ist Ausgangspunkt einer Debatte über Vorwürfe gegen Avital Ronell.

Foto: REUTERS/Shannon Stapleton

New York – Von Machtmissbrauch jeglicher Art sind auch Hochschulen und die Wissenschaft nicht ausgenommen. Auch das zeigte die #MeToo-Debatte. Anfang des Jahres wurden etwa Schikanen, Mobbing sowie sexuelle Belästigung am Max-Plank-Institut bekannt. Und vor einigen Wochen drangen Vorwürfe gegen die einflussreiche Literaturwissenschafterin Avital Ronell (66) an die Öffentlichkeit. Worum es bei diesen Vorwürfen genau geht, ist nicht bekannt.

Ronell, Professorin für Germanistik, lehrt an der renommierten New York University (NYU). Die Universität hat eine disziplinarrechtliche Untersuchung gegen sie eingeleitet. Dieses sogenannte Title-IX-Verfahren wird bei Vorwürfen der Diskriminierung körperlicher wie auch institutioneller Art, sexueller Belästigung, körperlicher Übergriffe bis hin zu zweideutiger Kommunikation durchgeführt. Es sieht außerdem vor, dass die konkreten Vorwürfe ebenso unter Verschluss bleiben wie die Person, die sie erhoben hat.

"Doppelstandards"

Bekannt wurde das Title-IX-Verfahren gegen Ronell erst im Juni, nachdem einige bekannte Intellektuelle Ronell in einem offenen Brief an den Direktor der NYU verteidigt haben. Allerdings kennen die 51 UnterzeichnerInnen des Briefes die genauen Vorwürfe auch nicht. Das Schreiben tauchte auf dem Blog des Rechtswissenschafters Brian Leiter auf. Er schrieb, nachdem der Brief auf seinem Blog geleakt wurde, dass es wohl "okay ist, ein Opfer zu beschämen", wenn die Beschuldigte eine feministische Theoretikerin ist. Auch die rechte Webseite "Breitbart" griff den Brief umgehend auf und warf den UnterzeichnerInnen Doppelstandards vor.

Die UnterzeichnerInnen, unter ihnen Judith Butler, Slavoj Žižek, Shoshana Felman, Gayatri Spivak, Barbara Vinken, Rüdiger Campe oder Anselm Haverkamp, sprechen wiederum in ihrem Brief von einer "niederträchtigen Kampagne". Auch der große Einfluss von Avital Ronell auf die Literaturwissenschaft wird in dem offenen Brief ins Treffen geführt. Dieser ist derzeit nicht öffentlich zugänglich. Slavoj Žižek formulierte seine Gründe, warum er den offenen Brief unterzeichnet hat, auf der Seite "The Philosophical Salon". (red, 2.8.2018)