Amsterdam/Wien – Das Amsterdamer Concertgebouw Orchester hat seinen Chefdirigenten Daniele Gatti wegen Vorwürfen im Zuge der #MeToo-Debatte gefeuert. Anlass war ein Ende Juli von der "Washington Post" veröffentlichter Artikel, in dem zwei Sängerinnen dem Dirigenten Belästigungen vorwarfen. Im Zuge dessen hätten sich nun auch Musikerinnen des Orchesters zu Wort gemeldet, hieß es in einer Aussendung.

"Diese Vorwürfe und Gattis Reaktionen darauf haben für eine Menge Aufregung unter den Musikern und Mitarbeitern wie unter den Trägern im In- und Ausland gesorgt", so das renommierte Concertgebouw Orchester.

Eine Reihe an Vorwürfen

So habe der Artikel zugleich zahlreiche Musikerinnen des Spitzenorchester bewegt, ihre eigenen Erlebnisse öffentlich zu machen: "Eine ganze Reihe weiblicher Mitarbeiter des Königlichen Concertgebouw Orchestra hat von Erfahrungen mit Gatti berichtet, die im Hinblick auf seine Position als Chefdirigent unangemessen waren." Damit sei das Vertrauen zwischen Maestro und Orchester irreparabel zerstört. Der Italiener hatte seine Stelle in Amsterdam 2016 angetreten. Alle mit Gatti geplanten Konzerte würden nun von anderen Dirigenten übernommen.

Der Maestro verteidigt sich

In der "Washington Post" hatte die Sopranistin Alicica Berneche Gatti vorgeworfen, sie 1996 in Chicago in der Umkleide belästigt zu haben, während ihre Kollegin Jeanne-Michele Charbonnet einen ähnlichen Vorfall 2000 in Bologna beklagte. "Mein ganzes Leben lang habe ich immer jedes Verhalten abgelehnt, das man mit Belästigung bezeichnen könnte – sei es psychische oder sexuelle", hatte sich der 56-jährige Gatti gegenüber der Zeitung gerechtfertigt: "Jedesmal, wenn ich einen Annäherungsversuch an jemand unternommen habe, habe ich das in der vollen Überzeugung getan, dass es von gegenseitigem Interesse getragen wurde." Wenn er jemanden beleidigt habe, entschuldige er sich jedoch. (APA, 2.8.2018)