Athen – In Griechenland ist wegen des verheerenden Waldbrands mit 91 Toten im Ferienort "Mati" nahe von Athen eine heftige Kontroverse zwischen Regierungskoalition und Opposition entbrannt. Der konservative Oppositionsführer Kyriakos Mitsotakis (Nea Dimokratia/ND) warf der Regierung des linkspopulistischen Premiers Alexis Tsipras vor, sie habe versucht, das Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen.

So habe die Regierung sehr spät über die tatsächliche Anzahl der Todesopfer informiert, sie sei daher rücktrittsreif, argumentierte Mitsokaikis. Der ND-Chef attackierte Premierminister Tsipras, indem er sein Handeln und Krisenmanagement als "verantwortungslos", "katastrophal" und "zynisch" bezeichnete. Bisher kamen aber weder Tsipras noch einer der Minister aus der Koalition der linken SYRIZA-Partei und der mit ihr regierenden rechtsnationalistische Unabhängigkeitspartei dieser Forderung nach.

91 Todesopfer und 25 Vermisste

Regierungssprecher Dimitris Tzanakopoulos wies die pauschalen Vorwürfe der Opposition zurück und betonte, dass für die Regierung nun die Betreuung und Unterstützung der überlebenden Opfer des Waldbrandes Priorität habe. Die Regierung beklagte auch, dass Griechenland wegen der Finanzkrise und der von der EU verordneten Sparmaßnahmen etwa seine Löschflugzeugflotte in den vergangenen Jahren nicht modernisieren konnte. Von 16 Maschinen waren laut Medien nur vier einsatzbereit. Auch die Regierung des konservativen Regierungschefs Andonis Samaras (Nea Dimokratia/ND) habe bei der Verwaltung, etwa bei der Feuerwehr, starke Kürzungen vorgenommen.

Am gestrigen Mittwoch legte die Regierung ihre Pläne für eine Finanzhilfe für die Opfer des Waldbrands in Mati vor. Demnach sollen für Renovierungsarbeiten für Betroffene jeweils 5.900 Euro, 4.900 Euro bei körperlicher Verletzung und zusätzlich 600 Euro für kinderreichen Familien und Menschen mit Behinderungen zur Verfügung gestellt werden. Die griechische Feuerwehr erhielt von der Stavros Niarchos-Stiftung (ISN) eine Spende in Höhe von 25 Millionen Euro für die Anschaffung beziehungsweise Modernisierung ihrer Ausrüstungen.

Die bisherige Bilanz des verheerenden Waldbrands in Mati: 91 Todesopfer, 25 Vermisste sowie 43 Menschen, die sich noch in Krankenhausbehandlung befinden. Die endgültige Anzahl der Todesopfer könnte noch steigen. 1.046 Gebäude wurden zerstört und später als "nicht mehr bewohnbar" eingestuft, 827 bedürfen einer gründlichen Renovierung. 1.803 Gebäude in der betroffenen Region wurden als "weiter bewohnbar" eingestuft. Umweltschützer beklagen zudem eine ökologische Katastrophe im Gebiet der Ferienregion Mati. (APA, 2.8.2018)