Ein Festival kann ein Ort der Entschleunigung zum Zweck der Vertiefung von Kunsterfahrung sein. In diesem Sinne reiht das Tiroler Outreach-Festival nicht einfach Konzert an Konzert. Mit Workshops und spontan gebildeten Formationen sucht es, Alltagsroutine zu überwinden. Festivalinitiator Franz Hackl spricht vom "Austritt aus der Komfortzone" und vom Verlassen "vertrauter Wahrnehmungsmuster".

Hackl, der seit Jahren erfolgreich in New York arbeitet, inszeniert also ein Energiefeld mit der Absicht, Ereignishaftes und Nachhaltiges zu bewirken. Bis inklusive Samstag hört man nicht nur das Sextett der Bassistin Gina Schwarz u. a. mit Schlagzeuger Mino Cinelu, der in den 1980ern mit Innovator Miles Davis gearbeitet hat. Es musizieren auch – Überraschung – Münchner Musikkritiker.

Auch Stilmix ist angesagt: Das EMX Ensemble verbindet Jazz, Rock, Elektronik und klassische Musik. Und auch Daniel Schnyder pendelt in seinen Stücken zwischen Jazz und Klassik, anhand von Atombrot Fressen, das uraufgeführt wird, kann es studiert werden. Der Titel meint ein Gebäck, das Jahrhunderte haltbar sein soll. Es wurde in den Schweizer Bergen für den Ernstfall aufbewahrt. Nach dem Nuklearkrieg sollte es noch etwas zum Beißen geben. Schnyder schrieb also Musik zu einer besonderen Form der Übervorsicht. (tos, 2.8.2018)