Die Osterinsel ist vor allem für ihre kolossalen Steinstatuen – Moai genannt – bekannt.

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Madrid – Chile wollte im Jahr 1937 die Osterinsel an Nazideutschland verkaufen, um Gelder für die Finanzierung von zwei Kreuzern zu lukrieren. Dies geht aus einem in Bälde erscheinenden Buch des chilenischen Historikers und Journalisten Mario Amorós hervor, wie die spanische Tageszeitung "El Pais" am Mittwoch berichtete.

Amorós beruft sich dabei auf einen Dokumentenfund des ungarischen Historikers Ferenc Fischer. Fischer hatte bereits 2011 über geheime Unterredungen zwischen der damaligen konservativen chilenischen Regierung unter Arturo Alessandri und dem Botschafter des Hitler-Regimes in Chile berichtet. Amorós förderte nun neue Dokumente zutage, die über die näheren Umstände des geplanten Verkaufs Aufschluss geben. In einem Bericht des US-amerikanischen Marineattachées in Chile vom 7. Juni 1937 heißt es, dass Alessandri die Insel den USA, Großbritannien, Japan und Deutschland angeboten habe. Bisher wusste man nur von Verhandlungen mit den USA und Japan.

Eine Million Dollar Kaufpreis

Obwohl der Kaufpreis recht niedrig angesetzt war – Angaben von 1930 sprechen von einer Million Dollar –, ging schlussendlich keine der vier Regierungen auf das Angebot ein. Gründe für das Scheitern liegen laut Amorós nur im britischen Fall vor. "Sie schlossen den Kauf aus, weil sie der Ansicht waren, dass der Wert der Insel – aus Sicht der Marine – nur gering war."

Die Insel, die heute Unesco-Weltkulturerbe ist, galt zum damaligen Zeitpunkt auch aus chilenischer Sicht als weitgehend wertlos. Chile, das besonders hart von der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre und vom Einbruch der Rohstoffnachfrage betroffen war, suchte nach Devisen, um sein Militär zu modernisieren. "Die Streitkräfte fürchteten eine mögliche Allianz (gegen Chile) zwischen Peru, Bolivien und Argentinien", erklärte Amorós gegenüber der Zeitung. (APA, 2.8.2018)