Entschlossene Klimapolitik muss ergänzt werden durch Veränderungen im individuellen Verhalten.

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In der STANDARD-Serie "Personalreserven" über den politischen Nachwuchs bin ich bei einem Satz des jungen Bauernbündlers Richard Schober hängengeblieben: "Gegen den Klimawandel können wir alle nichts tun, also stellen wir uns darauf ein." Diese Aussage scheint mir charakteristisch für eine Haltung, die die globale Erwärmung zwar nicht leugnet, ihr aber mit einem bloßen Pragmatismus und einer Mischung aus Fatalismus, Passivität und Resignation begegnet. Was mich erschreckt, ist, dass ein junger Mensch, der sich als Interessenvertreter engagiert, eine solche Einstellung an den Tag legt.

Ich bin kein Klimaforscher, aber ich bin überzeugt, dass diese Form der globalen Umweltveränderung von einer solchen Tragweite ist, dass sie jeden angeht und jeder verpflichtet ist, sich so gut wie möglich sachkundig zu machen und aktiv zu werden. Ich stimme Schober einerseits zu, andererseits möchte ich ihm vehement widersprechen. Ja, es stimmt: Wir sind bereits mitten im Klimawandel – schneller, als uns lieb war – und gezwungen, uns an seine Folgen zu adaptieren, unter anderem in Schobers Bereich, der Landwirtschaft. Aufgrund der langfristigen Wirkung der Treibhausgasemissionen, die wir an die Atmosphäre abgeben, ist die Entwicklung in den nächsten 20 Jahren bereits festgelegt.

Extreme Wetterereignisse

Was erschreckend ist: Bereits die gegenwärtige globale Erwärmung um circa einen Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit hat massive, bedrohliche Konsequenzen. Die Eisschilder in Grönland und in der Antarktis verlieren immer schneller an Masse. Gerade in diesem Sommer erleben wir extreme Niederschläge und Überflutungen wie kürzlich in Japan und andere extreme Wetterereignisse, die überdurchschnittliche Zahl von Waldbränden, die Trockenheit. Alles Ereignisse, die mit den Modellen der Klimaforschung übereinstimmen. Die Folgen einer Erwärmung in einem Ausmaß von mehr als drei, vier, acht Grad Celsius oder mehr würden unsere Vorstellungskraft übersteigen.

Das führt mich zum Widerspruch: Nein, es stimmt nicht, dass wir gegen den Klimawandel nichts machen können. Unsere Generation hat die Verantwortung überantwortet bekommen, entweder weiterzumachen wie bisher, mit katastrophalen Folgen, oder den Klimawandel und die globale Erwärmung rechtzeitig zu begrenzen. Oder, bildlich gesprochen, auf der Titanic auf den Eisberg zuzurasen, oder einen Kurswechsel zu schaffen, und den Tanker zu wenden, in einer menschheitsgeschichtlich einzigartigen kollektiven Anstrengung.

Politischer Wille

Der fünfte Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel for Climate Change (IPCC) von 2014 hat eindeutig aufgezeigt: Aus physikalischer, technischer und ökonomischer Sicht ist es möglich, das Zweigradziel maximaler globaler Erwärmung einzuhalten. Es ist eine Sache des politischen Willens und der Entschlossenheit, die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bis 2050 durchzuführen, unter anderem mithilfe von politischen Instrumenten wie einer CO2-Steuer, der Förderung erneuerbarer Energien und der raschen Abschaffung staatlicher Subventionen für Öl, Kohle und Erdgas. Modelle und Planungsinstrumente, wie die Ziele des Pariser Klimavertrags erreicht werden können, liegen vor (siehe Rockström et al.: "A roadmap for rapid decarbonisation": "Science", March 2017; Figueres et al.: "Three years to safeguard our climate": "Nature", 28 June, 2017).

Projekt Hoffnung

Es existieren viele positive Signale, dass die Wende geschafft werden kann, unter anderem die kraftvolle Umstellung auf erneuerbare Energien in China und Indien. Die globale Kampagne "Mission 2020" hat sich das Ziel gesetzt, dass die Kurven der Treibhausgasemissionen ab 2020 weltweit nicht mehr länger steigen, sondern nach unten gehen, um die Zweigradgrenze der Erwärmung einhalten zu können. Entschlossene Klimapolitik muss ergänzt werden durch Veränderungen im individuellen Verhalten in den Bereichen Energie, Mobilität, Ernährung, Konsum – mit dem Ziel einer schrittweisen Reduzierung der CO2-Emissionen.

Angesichts der Folgen eines ungebremsten oder zu wenig gebremsten Klimawandels können wir uns nicht leisten, die Hände in den Schoß zu legen. Mit den Schultern zu zucken – man könne ohnehin nichts gegen den Klimawandel machen – wird dann einfach zu einer zynischen Ausrede und Selbstrechtfertigung, so weiterzumachen wie bisher und den Lebens- und Wirtschaftsstil nicht in Richtung Nachhaltigkeit umzustellen.

Für die Jugend, zu der Schober gehört, müsste der Klimaschutz, die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft das große, epochale Projekt Hoffnung sein, in dem es um die eigene, lebenswerte Zukunft und die der nächsten Generationen geht. Dieses Projekt verlangt einen lösungsorientierten Optimismus, Mut, Tatkraft und geistige Unabhängigkeit. (Ernst Fürlinger, 3.8.2018)