Wien – Das Projekt einer zweiten Röhre auf dem Grund der Ostsee (Nord Stream 2), durch die Ende 2019 russisches Gas nach Greifswald im Norden Deutschlands strömen soll, erfährt eine Wendung. Die Route wird an dänischem Hoheitsgewässer vorbeigeführt. Damit ist Nord Stream nicht mehr auf grünes Licht aus Dänemark angewiesen. Das Land hat sich auch aufgrund von Druck seitens der USA bisher geweigert, das Projekt zu genehmigen.

"Die neue Route wird etwas länger, es braucht mehr Rohre; die Kosten für das Projekt sollten dennoch innerhalb des ursprünglich genannten Rahmens von 9,5 Milliarden Euro bleiben", sagte OMV-Downstream-Vorstand Manfred Leitner dem STANDARD.

Eine Genehmigung fehlt noch

Die OMV hat als Finanzinvestor bisher knapp 500 Millionen Euro in die Pipeline gesteckt. Weitere Partner im Finanzkonsortium, das die Hälfte der Projektkosten stemmen will, sind Wintershall, Uniper, Engie und Shell. Gazprom, größter Gaskonzern der Welt, steht für die andere Hälfte ein.

Was noch fehlt, ist die Genehmigung aus Moskau für den Teil auf russischem Territorium. OMV-Chef Rainer Seele hat keine Bedenken, dass diese zeitgerecht erteilt wird, wie er am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen sagte. Von US-Sanktionen sei Nord Stream 2 nicht betroffen, da der Vertrag vor August 2017 abgeschlossen wurde und diese Projekte dezidiert von Sanktionen ausgenommen seien. US-Präsident Donald Trump, hat das Projekt wiederholt kritisiert, von einer zunehmenden Abhängigkeit Europas von russischem Gas gesprochen und amerikanisches LNG (verflüssigtes Erdgas) ins Spiel gebracht.

Das habe einen Schönheitsfehler, sagte Seele. LNG sei um etwa 50 Prozent teurer als Pipelinegas. Er jedenfalls kenne keinen Abnehmer, der bereit sei, auch nur einen Cent mehr zu zahlen, selbst wenn das Gas aus den USA komme.

Betroffen von den US-Sanktionen sind bei der OMV hingegen Projekte im Iran; alle wurden auf "hold" gestellt. Die rund 500.000 Tonnen iranischen Rohöls, die im ersten Halbjahr 2018 in den Raffinerien der OMV verarbeitet wurden, werden künftig wohl durch Lieferungen aus anderen Ländern ersetzt werden müssen.

Während der OMV-Konzernumsatz bis Juni mit 10,68 Milliarden Euro nahezu stabil geblieben ist, hat sich das operative Ergebnis vor Sondereffekten (CCS Ebit; siehe Grafik) um fünf Prozent auf 1,54 Milliarden Euro erhöht. Dies war insbesondere der höheren Ölförderung im Halbjahr und den höheren Preisen geschuldet. (stro, 3.8.2018)