Geflüchtete Kinder und Jugendliche sind besonders sensibel. Die Behörden würden auf diese Sensibilität keine Rücksicht mehr nehmen, klagen Kinder- und Jugendanwälte.

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Wien/Salzburg – Die Jugendanwälte protestieren gegen die Härte im Umgang mit jugendlichen Flüchtlingen. In einem offenen Brief sprechen sie von "unvorstellbaren Schicksalen", die sich in jüngster Zeit häuften.

Es komme immer öfter vor, dass Abschiebungen ohne jede Rücksichtnahme auf Integration und Zustand der Betroffenen durchgezogen werden. "Behördliche Einschüchterung" stehe "an der Tagesordnung", so die Anwälte.

Härtefälle häufen sich

Kinder und Jugendliche müssten unter dem ständigen Damoklesschwert der Abschiebung leben, sagt auch die Salzburger Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt. Früher hätten Integrationsbemühungen noch geholfen, mittlerweile aber nicht mehr. Man sei laufend mit Härtefällen konfrontiert. Aktuell etwa mit zwei Mädchen aus dem Irak, die eine Krankenpflegeschule besuchen beziehungsweise eine Tourismuslehre absolvieren und nun abgeschoben werden sollen: "Sie leben nach westlicher Orientierung, wollen Gleichberechtigung und müssen jetzt in ein Land zurück, wo sie sich verschleiern müssen."

Als Beispiel verweist Holz-Dahrenstaedt auch auf ein von der Kinder- und Jugendanwaltschaft initiiertes Patenschaftsprojekt zur Integration von über 100 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen: "Die Patinnen und Paten sind verzweifelt – und die Jugendlichen noch viel mehr: Es hilft eh nichts, sobald sie 18 sind, kommen die negativen Bescheide."

In dem offenen Brief fordern die Jugendanwälte spezielle Härtefallkommissionen, die bei Abschiebungen von Jugendlichen spezielle Kriterien beachten müssen. (red, APA, 3.8.2018)