Walter Klepetko und sein Team an der Med-Uni Wien transplantieren jährlich zwischen 110 und 120 Lungen.

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Niki Lauda wurde im AKH Wien eine Lunge transplantiert. Neben Anteilnahme aus der Bevölkerung brodelt auch die Gerüchteküche. Es wird von Promibonus und Zweiklassenmedizin gesprochen. Die Vorwürfe sind unbegründet, der Ablauf einer Lungentransplantation ist genau geregelt.

Frage: Wann ist eine Lungentransplantation notwendig?

Antwort: Chronische Lungenerkrankungen wie etwa COPD, Lungenhochdruck, idiopathische Lungenfibrose oder Mukoviszidose können sich trotz Behandlung verschlechtern. Sind alle Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft, ist die Lungentransplantation die letzte Chance.

Frage: Welche Voraussetzungen muss das Spenderorgan erfüllen?

Antwort: Entscheidend ist, dass Blutgruppe und Größe von Spender und Empfänger übereinstimmen. Die Größe einer Spenderlunge lässt sich jedoch auch etwas anpassen. So können Spenderlungen verkleinert werden, ohne dass sich die Funktion dadurch verringert.

Frage: Woher kommen die Spenderorgane?

Antwort: Das Spenderorgan für Niki Lauda wurde über Eurotransplant – die europäische Schalt- und Organisationszentrale für Organtransplantationen – gefunden. Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Ungarn und Slowenien sind Mitglieder von Eurotransplant mit einem gemeinsamen Spendermeldesystem und einer zentralen Warteliste. An der Med-Uni Wien gibt es außerdem ein Lungentransplant-Netzwerk, das mit Ländern wie Ländern wie der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Griechenland, Zypern, Rumänien und Estland kooperiert. Dadurch vergrößert sich der Spendenpool zusätzlich.

Frage: Wie lange ist die Wartezeit auf ein Spenderorgan?

Antwort: Die Daten des Patienten werden an die Eurotransplant-Zentrale in Leiden, Niederlande, gemeldet. Dann beginnt die Wartezeit, die je nach Dringlichkeit zwischen wenigen Monaten bis zu drei Jahren dauert. In lebensbedrohlichen Akutfällen wird innerhalb weniger Tagen transplantiert – vorausgesetzt, es gibt ein passendes Organ für den Patienten.

Frage: Wie läuft eine Lungentransplantation ab?

Antwort: Wird eine Spenderorgan gemeldet, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Spenderorgan und Empfänger müssen in möglichst kurzer Zeit zusammengebracht werden. Das Transplantationsteam besteht aus mindestens acht Personen. Neben dem Chirurgen sind auch zwei Anästhesisten im OP. Zuerst werden die Lungen eines hirntoten Patienten entnommen, anschließend muss geprüft werden, ob das neue Organ funktionstüchtig ist. Durch die In-vivo-Perfusion ist es möglich, die Qualität von Spenderlungen außerhalb des menschlichen Körpers zu verbessern. Das Organ wird dabei in einer speziellen Maschine über mehrere Stunden beatmet, durchgespült und die Sauerstoffkapazität eruiert. So können auch Lungen transplantiert werden, die ansonsten nicht geeignet gewesen wären. Besteht das Organ den Funktionstest nicht, wird die Transplantation abgeblasen.

Frage: Wie wird der Patient während der OP am Leben erhalten?

Antwort: In den meisten Fällen werden beide Lungenflügel, je nach Erkrankung auch nur einer, transplantiert. Die Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist ein Schlauch- und Pumpsystem, das den Organismus während der vier- bis sechsstündigen Operation am Leben erhält. Nach der Narkose wird der Patient in künstlichen Tiefschlaf versetzt. So kann sich der Körper am besten erholen. Ist die Operation erfolgreich, wird der Patient bereits nach wenigen Tagen wieder aus dem Tiefschlaf geweckt.

Frage: Wie hoch ist die Überlebensrate nach einer Lungentransplantation?

Antwort: Patienten müssen lebenslänglich immunsupprimierende Medikamente einnehmen, um eine Abstoßung des transplantierten Organs zu vermeiden. Für Operationen zwischen 1990 und 2015 errechnete die Internationale Gesellschaft für Herz- und Lungentransplantation (ISHLT) eine Überlebensrate von 89 Prozent drei Monate nach der Transplantation. Nach einem Jahr lebten noch 80 Prozent der Patienten, nach fünf Jahren 53 Prozent und nach zehn Jahren 32 Prozent. Die Med-Uni Wien gibt für ihre Patienten eine Fünf-Jahres-Überlebensrate von 70 Prozent an. Patienten unter 50 Jahren haben statistisch gesehen eine deutlich höhere Überlebensrate als Menschen, die älter sind. Auch die Erkrankung, wegen der die Transplantation notwendig wurde, hat einen Einfluss auf den Erfolg. Bei Patienten mit Lungenhochdruck und idiopathischer Lungenfibrose treten innerhalb der ersten drei Monate die meisten schweren Komplikationen auf.

Frage: Seit wann werden am Wiener AKH Lungentransplantationen durchgeführt?

Antwort: Ende 1989 führte Walter Klepetko, Leiter des Lungentransplantationszentrums der Med-Uni Wien, die erste Lungentransplantation (LuTX) in Österreich durch. Seit damals wurde rund 2.000 Patienten ein "neuer Atem gegeben".

Frage: Wie viele Lungen werden jährlich am AKH Wien transplantiert?

Antwort: Das Lungentransplantationszentrum der Med-Uni Wien ist das größte in Europa und zählt zu den vier weltweit größten Zentren. Pro Jahr werden zwischen 110 und 120 Lungen transplantiert. (Günther Brandstetter, 3.8.2018)