Niki Lauda kam "sofort in die höchste Dringlichkeitskategorie für ein Spenderorgan".

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Wien – Ex-Formel-1-Star Niki Lauda (69) geht es nach der am Wiener AKH erfolgten Lungentransplantation den Umständen entsprechend. "Wir sind sehr zufrieden", sagte der Chef der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie (AKH/Med-Uni Wien), Walter Klepetko, am Freitag.

"Da der Patient zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Warteliste für die Transplantation durch die extrakorporale Membran-Oxygenierung (ECMO; maschinelle Sauerstoffanreicherung außerhalb des Körpers, Anm.) am Leben erhalten wurde, bei vollem Bewusstsein war und es keine andere Therapiemöglichkeit gab, kam er sofort in die höchste Dringlichkeitskategorie für ein Spenderorgan", sagte der Chirurg. Generell müsse man für den weiteren Verlauf immer auch die vor einem solchen Eingriff gegebenen Umstände beim einzelnen Patienten einrechnen, betonte Klepetko.

Klare Kriterien bei Organzuteilung

Die Zuteilung des Organs ist durch die unabhängige Eurotransplant (europäische Schalt- und Organisationszentrale zum Thema Organtransplantationen, Anm.) in Leiden in den Niederlanden erfolgt. Es gibt für alle teilnehmenden Länder klare Dringlichkeitskriterien. Bei Lungentransplantationen sind die wichtigsten Kriterien die sogenannten Blutgase, also die Qualität des Gasaustauschs (Sauerstoffsättigung im Blut etc.) beziehungsweise die Notwendigkeit, maschinell einzugreifen.

"Wenn jemand plötzlich in die oberste Dringlichkeitsstufe für eine Lungentransplantation kommt, erfolgt die Organzuteilung mit höchster Dringlichkeit", sagte der Transplantationschirurg. Auch der Gesamtzustand des jeweiligen Patienten spielt eine gewisse Rolle. Hier ist die Situation bei Lungenpatienten, die über viele Jahre an chronisch sich verschlechternden Leiden erkrankt sind, anders als bei prinzipiell fitten Personen, die akut in ein nicht reversibles Lungenversagen rutschen.

Spenderorgane für Lungentransplantationen werden nicht nach Gewebeverträglichkeit zwischen Spender und Empfänger ausgewählt, wie dies bei anderen Organen geschieht. "Wir haben aber mittlerweile die Möglichkeit, Spenderorgane, die wir sonst nicht verwenden würden, so vorzubereiten und zu verbessern, dass wir sie transplantieren können", sagte Klepetko. Weitere Angaben zum Gesundheitszustand von Lauda machte Klepetko nicht. Hier gibt es eine Vereinbarung mit den engsten Familienangehörigen.

Szekeres warnt vor Kostendebatte

Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres, selbst am Wiener AKH tätig, wünschte Lauda am Freitag alles Gute. Dass sich der Ex-Formel-1-Star in Wien behandeln habe lassen, spreche für die Qualität der Gesundheitsversorgung in Österreich. Gleichzeitig warnte Szekeres vor einer "gefährlichen Kostendebatte" in der Gesundheitspolitik.

Medizinische Spitzenleistungen dieser Art stünden derzeit (noch) allen Patienten in Österreich zur Verfügung, hieß es in einer Aussendung der Standesvertretung. Die Politik habe zu gewährleisten, dass dies auch in Zukunft so sei, "und dafür benötigt es nun einmal die Zurverfügungstellung entsprechender finanzieller Mittel". (APA, 3.8.2018)