Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und eine hohe Körpertemperatur sind die Anzeichen eines Hitzschlags.

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Es ist die alte Leier: Viel trinken, im Schatten bleiben, Sonnenhut aufsetzen, Kinder nicht allein im Auto lassen. Man hört es überall dieser Tage. Und dennoch passiert es immer wieder: Rettungskräfte werden gerufen, weil Kleinkinder trotz Hitze allein im Auto zurückgelassen wurden.

Die Verlockung ist groß, das Kind ist im Wagen eingeschlafen, man will nur schnell was einkaufen – "das Risiko wird einfach unterschätzt", vermutet Mario Krammel, Oberarzt bei der Wiener Berufsrettung. Er rät, Kinder niemals allein im Auto zu lassen, auch nicht wenn die Fenster offen sind und das Fahrzeug im Schatten steht. Erst vor wenigen Wochen hat ein Test des ÖAMTC gezeigt, dass sich die Sitzflächen eines schwarzen Autos sogar auf knapp über 80 Grad aufheizen können. "Das ist in ganz kurzer Zeit lebensbedrohlich", sagt Krammel.

Am Anfang schreien Kinder noch, tun ihren Unmut kund, mit der Zeit werden sie immer ruhiger, so der Mediziner. Hinzu kommt: Schwitzen und die Regulation der Körpertemperatur funktioniert bei Kindern noch nicht so gut wie bei Erwachsenen.

Aus dem Gleichgewicht

Für Klein wie Groß gilt: Bei einem Hitzschlag kann der Körper sich selbst nicht mehr abkühlen, weil das Temperaturregulationssystem aus dem Gleichgewicht geraten ist. "Die Körpertemperatur steigt dann bis zu 41 Grad an", erklärt Krammel.

Er weiß auch, wie man einen Hitzschlag erkennt. Zu den Symptomen gehören Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und eine hohe Körpertemperatur, nachdem man zu lange in der Sonne war.

Klagt der Überhitzte noch selbst über die Symptome und ist ansprechbar, so Krammel, sollte er in einen kühlen Raum und eine angenehme Position gebracht werden, etwa in die Schocklagerung, bei der die Beine erhöht liegen und das Gehirn wieder besser durchblutet wird. Auch Ruhe ist dann wichtig, so der Mediziner. Kalte Getränke und Umschläge auf Stirn, Nacken und Beine oder eine Abkühlung mit dem Gartenschlauch oder unter der Dusche können hilfreich sein.

Getrübtes Bewusstsein

Und woran erkennt man bei einem Kind, dass es unter einem Hitzschlag leidet? "Es wird ruhig, apathisch, verhält sich nicht mehr wie sonst. Außerdem fühlt sich die Haut des Kindes ganz heiß an, und sein Bewusstsein ist getrübt", erklärt Krammel.

Hat ein Patient gar Krampfanfälle oder bricht sein Kreislauf zusammen, wird die Situation lebensbedrohlich. "Das kann man zu Hause nicht mehr managen, dann sollte man den Notruf wählen", sagt Krammel. Denn schlimmstenfalls entstehen durch einen Hitzschlag Hirnödeme oder, es kommt zum Nierenversagen, beides kann zum Tod führen.

Im Ernstfall ist daher schnelles Handeln gefragt. Wird der Notarzt zu einem solchen Einsatz gerufen, wird ein venöser Zugang gelegt und Flüssigkeit zugeführt. "Wir haben auch die Möglichkeit, gekühlte Flüssigkeit zu verabreichen", erklärt Krammel. Zudem wird der Patient mit Matten aktiv gekühlt. Mit Medikamenten werden die Kreislauffunktionen und der Blutdruck stabilisiert, der Betroffene wird mitunter künstlich beatmet. "Ist der Patient tief bewusstlos, handelt es sich um eine extrem lebensbedrohliche Situation", so Krammel. Dann muss eine Notfallnarkose eingeleitet und der Patient auf die Intensivstation gebracht werden.

Risikogruppen: Jung und Alt

Von einem Hitzschlag betroffen sind oft Menschen, die im Freien anstrengende Tätigkeiten verrichten, etwa Sportler oder Bauarbeiter. Statistisch gesehen, so Krammel, trifft es aber vor allem ganz junge und ganz alte Menschen, etwa mit Demenz. "Sie können nicht für sich selbst sorgen oder entscheiden, wie viel sie trinken, was sie anziehen oder wann sie in den Schatten gehen", so Krammel.

Er rät vor allem zu Vor- statt Nachsorge, also zurück zur alten, aber sinnvollen Leier: Wenn es sehr heiß ist, sollte man viel trinken, aber auf Alkohol und koffeinhaltige Getränke verzichten, leichte und durchlässige Sommerkleidung sowie in der prallen Sonne eine Kopfbedeckung tragen und Sport und anstrengende Tätigkeiten eher in der Früh erledigen oder auf die späten Abendstunden verschieben. (Bernadette Redl, 4.8.2018)