Wien – Zweimal (1997 und 2005) erhielt Ex-Formel-1-Star Niki Lauda am Wiener AKH eine Spenderniere. Jetzt folgte eine Lungentransplantation. Bei Letzterem gehört das Team um Walter Klepetko (Klinische Abteilung für Thoraxchirurgie von AKH und Med-Uni Wien) seit fast 30 Jahren zur Weltspitze. Die Fünf-Jahre-Überlebensrate bei Lungentransplantationen beträgt im Durchschnitt rund 70 Prozent.

Klepetko und seine Mitarbeiter schafften es über viele Jahre hinweg – auch durch die Zusammenarbeit mit Ländern wie der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Griechenland, Zypern, Rumänien und Estland, die selbst in ihren medizinischen Zentren keine Lungentransplantationen durchführten –, eine Stellung als Exzellenzzentrum zu erwerben. Gleichzeitig bedeutete das auch einen großen "Spenderpool", was die Versorgung mit Spenderorganen erleichterte.

Erste Versuche, eine Lunge zu transplantieren, erfolgten bereits in den 1960er-Jahren: Dem US-Chirurgen James Hardy gelang 1964 die erste derartige Transplantation. Der Patient überlebte damals nur wenige Tage. Weitere 30 Versuche weltweit führten in den darauffolgenden 20 Jahren zum überwiegendsten Teil zu Misserfolgen. Erst ab 1983 gelang Joel Cooper am Toronto General Hospital in Kanada die erste Serie einseitiger Lungentransplantationen mit länger anhaltendem Erfolg.

Der erste Wiener Patient, der 1989 operiert wurde, überlebte immerhin schon vier Jahre. Klepetko baute schließlich ein eigenes Programm für Lungentransplantationen auf. 1990 verpflanzte er erstmals beidseitig und 1995 Lungenteile (Lappen). Chirurgisch sind diese Eingriffe schwieriger als beispielsweise Herzverpflanzungen, auch die immunologischen Fragen sind diffiziler. Die Lungentransplantation (LuTX) kommt für Patienten infrage, die infolge unheilbarer fortschreitender Lungenerkrankungen (nicht Tumorerkrankungen; Anm.) zunehmend ihre Atemfunktion verlieren.

COPD, Lungenfibrose, zystische Fibrose

Heute sind COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Emphysem (irreversible Überblähung der Lungenbläschen) mit 35 Prozent die häufigsten Grunderkrankungen, die zu einem solchen Eingriff führen. 20 Prozent der Patienten leiden an einer Lungenfibrose, eine Erkrankung des Lungengewebes, 15 Prozent an zystischer Fibrose, einer angeborenen Stoffwechselerkrankung, etwa acht Prozent an Lungenhochdruck.

Rund 120 Lungentransplantationen pro Jahr im Wiener AKH an der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der Universitätsklinik für Chirurgie (Gesamtleiter: Michael Gnant) machen Wien gemeinsam mit Toronto (Kanada), Cleveland (US-Bundesstaat Ohio) und der Universitätsklinik von Hannover in Deutschland zu einem der vier größten Zentren für solche Eingriffe.

Das wirkt sich im Ländervergleich aus. "Österreich weist mit 15 Lungentransplantationen pro Million Menschen die höchste Lungentransplantationsrate der Welt auf. (...) Die Möglichkeit, in einem Zentrum mit höchster Erfahrung transplantiert zu werden, bedeutet für die Patienten (...) eine wesentlich bessere Überlebenswahrscheinlichkeit", stellte das Team um Walter Klepetko aus Anlass seines 25-Jahr-Jubiläums 2015 fest. (APA, 3.8.2018)