Joe Ide, "Stille Feinde", Deutsch: Conny Lösch, € 15,40 / 390 Seiten, Suhrkamp-Verlag, 2018

Foto: Suhrkamp

Isaiah ist ein Detektiv für Arme. Ohne Lizenz, aber mit Engagement kümmert er sich um die Probleme der vom Wohlstand Abgehängten in Long Beach, L.A. Als er auf einem Schrottplatz das Auto entdeckt, mit dem sein vergötterter älterer Bruder Marcus überfahren worden ist, steht für Isaiah fest, dass es Mord war und kein Verkehrsunfall.

Irgendwie scheint Marcus in einen Drogendeal verwickelt gewesen zu sein: Alle Indizien sprechen dafür, aber die Szene ist undurchsichtig. Die Gangs verteidigen ihre Reviergrenzen mit äußerster Brutalität, und einen Schnüffler kann man hier schon gar nicht brauchen.

Joe Ide, Amerikaner mit teils japanischen Wurzeln, geht sehr direkt zur Sache. Bei den Prügeln, die Isaiah einsteckt, müsste der eigentlich sein halbes Leben in der Notaufnahme verbringen. Alkoholismus, Spielsucht, Drogen, Prostitution, dem Leben im Slum entkommt kaum jemand. Isaiah hätte es schaffen können, denn er war gut in der Schule, hat sie aber abgebrochen, weil er den Schock über den Tod seines Bruders nicht überwinden konnte. Ein Thriller mit einem kleinen Licht am Ende der Finsternis. (Ingeborg Sperl, 6.8.2018)