Die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft lässt Daten immer mehr zu einer kostbaren Ressource werden. So nutzen neuartige Prozesse und Systeme eine Vielzahl von digitalen Daten als Grundlage für ihre Funktion. Vor allem die derzeit beliebten Sprachassistenten wie Alexa, Cortana oder Siri erweisen sich in diesem Zusammenhang als wahre Datenfresser. Doch welche Daten werden eigentlich im Detail gesammelt und was sollten Nutzer über die Verwendung wissen?

Die Digitalisierung: Eine allumfassende Entwicklung

Die Digitaltechnik und deren Vernetzung spielen schon heute eine wichtige Rolle in vielen verschiedenen Bereichen des alltäglichen Lebens. So wird nicht nur der private Bereich immer digitaler, sondern auch zahlreiche Unternehmen nutzen die Vorteile der neuen Technik für sich. Neben der Optimierung von Prozessen steht dabei ebenfalls die Erhöhung des allgemeinen Komforts im Vordergrund. Seit einigen Jahren befinden sich insbesondere sprachgesteuerte Systeme stark auf dem Vormarsch.

Sprachassistenten revolutionieren dabei in erster Linie die Eingabe von Befehlen durch den Nutzer. Während in der Vergangenheit hauptsächlich die Hände für Eingaben genutzt werden, ermöglichen Sprachassistenten eine wesentlich natürlichere Bedienung von digitalen Systemen im ganzen Haushalt. Dies macht nicht nur die Steuerung einfacher, sondern geht in der Regel auch mit einem deutlichen Zeitgewinn einher.

Wissen Sie, welche Daten Ihr Sprachassistent speichert?
Foto: AP Photo/Jeff Chiu

Umsatzsteigerungen bei Smart Speakern erwartet

Laut aktuellen Umsatzprognosen sollen im Jahr 2018 knapp 56,3 Millionen intelligente Lautsprecher – sogenannte Smart Speaker – verkauft werden. Damit zählt die Produktkategorie zu den am stärksten wachsenden Bereichen innerhalb des Sektors "Consumer Electronics", zum Teil mit skurrilen Folgen: Inzwischen gibt es sogar schon sogenannte Robo-Advisor für die Bankberatung. Das sind häufig Algorithmen stark schwankender Qualität, welche menschliche Tätigkeiten möglichst authentisch nachvollziehen sollen.

Zwar ist den meisten Nutzern bewusst, dass für die Nutzung solcher Assistenten zwangsläufig personenbezogene Daten erhoben werden müssen, um welche Informationen es sich dabei genau handelt, wissen allerdings nur die wenigsten.

Insbesondere für die Lieferung von maßgeschneiderten Antworten auf individuelle Fragen werden in vielen Fällen persönliche Daten zwingend benötigt. Allerdings kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass nicht auch andere Daten mit Personenbezug von den intelligenten Alltagshelfern gesammelt werden. So sind Daten dieser Art für die Marktforschungs- und Marketingabteilungen vieler Unternehmen pures Gold wert, was vor allem Datenschützer zu Recht beunruhigt.

Welche Daten werden von Sprachassistenzsystemen gesammelt?

Die meisten Unternehmen, darunter Amazon, Google oder Apple, geben nur sehr spärlich preis, welche Daten konkret aufgezeichnet werden. Insofern sind gesicherte Informationen kaum zu erhalten.

Einige Inhalte sind jedoch öffentliche abrufbar und löschbar. Es ist allerdings unklar ob damit auch auf dem Server befindliche Daten wirklich gelöscht werden oder der Nutzer lediglich keinen Zugriff mehr erhält.

Einstellungen bei Amazon-Geräten

Auf Amazon-Geräten wie Amazon Echo oder Amazon Echo Dot arbeitet der Sprachassistent Alexa. Um eine Übersicht der aufgezeichneten Sprachbefehle zu erhalten, muss die Alexa-App geöffnet werden, danach dann folgende Befehlskette:

"···"-Menü → "Einstellungen" → "Verlauf"

Hier können einzelne Speicher geleert werden. Falls eine Komplettlöschung erfolgen soll, einfach hier klicken (es erfolgt eine Weiterleitung auf die englischsprachige Amazon-Website) und dann auf folgende Menüpunkte klicken:

"Your Devices" → "Echo Dot" → "Manage voice recordings"

Ein Pop-up-Menü erlaubt dann den Speicher zu leeren. Beide Optionen sind natürlich nur möglich wenn Echo-Geräte verknüpft sind.

Einstellungen bei Google-Geräten

Für das System Google Home mit dem Google-Assistenten gibt es ähnliche Möglichkeiten der Übersicht. Klicken Sie hier, um in Ihrem Google-Konto auf den Punkt "Meine Aktivitäten" zu gelangen. Dort können Sie dann chronologisch sortiert Ihre Anfragen (darunter auch angesehene Youtube-Videos oder angezeigte Werbeanzeigen) einsehen und entfernen.

Geräte manuell absichern

Die meisten Smart Speaker erlauben in ihren Einstellungen auch die Möglichkeit, Töne anzupassen. Bei Amazon Echo findet sich in den Einstellungen unter dem Punkt "Töne" zwei Schalter, um beim "Start der Anfrage" und "Ende der Anfrage" Töne einzublenden. Somit weiß der Nutzer zumindest, wann seine Geräte aktiv sind.

Die einfachste Methode ist jedoch weiterhin: abschalten, wenn man die Geräte nicht braucht.

Warum werden Sprachassistenten im privaten Bereich häufig kritisch beäugt?

Wer Systeme wie Amazon Echo oder Google Home einmal nüchtern betrachtet, sieht schnell, dass es sich bei den Geräten im Prinzip um Lautsprecher mit äußerst empfindlichen Mikrofonen handelt. Über die sensiblen Aufnahmekomponenten können selbst leise Geräusche am anderen Ende des Raumes erfasst werden.

Neben den Informationen, die direkt vom Nutzer per Sprachbefehl mitgeteilt werden, können so im Prinzip auch viele weitere Informationen heimlich gesammelt oder gar versehentlich versendet werden. Beispielsweise wäre es möglich im Wohnzimmer Daten über das laufende Fernsehprogramm oder persönliche Gespräche aufzuzeichnen, was wiederum nützlich für die Erstellung von Nutzerprofilen ist. Ein weiteres Problem ist, dass Unternehmen wie Google und Amazon für die Datenspeicherung diverse Anbieter von Servern nutzen, die häufig in den USA oder Asien ansässig sind. Auf diese Weise gelangen die Daten schnell ins Ausland, wo sie häufig weniger strengen Datenschutzauflagen als in der EU unterliegen.

Doch nicht nur Sprachassistenten sind von dieser Datensammelwut betroffen: Generell kranken diese smarten Geräte im Haushalt, die zusammenfassend auch schlicht mit Smart Home umschrieben werden, an Datensammelwut. Immer mehr Menschen nutzen intelligente Kühlschränke, antwortende Lautsprecher, reaktionsfähige Lichtschalter und sogar smarte Zahnbürsten. Immer häufiger muss sich hier die Frage gestellt werden wie sinnvoll diese Systeme dann noch sind und wann es lächerlich oder aufgrund der Datenfreigabe gar gefährlich wird. Denn viele einzelne Datenpunkte können zu einem fertigen Daten-Mosaik zusammengetragen werden.

Zusammenführung von personenbezogenen Daten problematisch

Zwar ist die Erhebung von separaten Daten mit Personenbezug in der Regel nicht besonders heikel, allerdings kann die Bündelung von Informationen dieser Art durchaus problematische Züge annehmen. Werden persönliche Einzeldaten im Zuge von Big Data zusammengeführt, so können Unternehmen relativ leicht detaillierte Nutzerprofile erstellen. Profile dieser Art können anschließend zum Beispiel für individualisierte Werbung oder personalisierte Produktvorschläge genutzt werden. Aber auch kritische Analysen für das Scoring von Versicherungen, Finanzen, etc. wären denkbar. Auf diese Weise können Nutzer unbewusst zum gläsernen Kunden werden, was wiederum einem erheblichen Eingriff in die Privatsphäre gleichkommt. Weiterhin ist bei im Ausland gespeicherten Daten nicht auszuschließen, dass diese weiterverkauft werden oder über Umwege in die Hände von Cyberkriminellen gelangen.

Fazit: Komfortable Durchleuchtung?

In der Gesamtbetrachtung wird schnell deutlich, dass Sprachassistenten ein ungeahntes Potenzial in Bezug auf die Komfortverbesserung bereithalten. Allerdings stellen sie gleichzeitig auch eine Gefahr für den Datenschutz dar. Bis der Gesetzgeber hier entsprechende Lösungen anbietet, sollten Verbraucher daher immer ein kritisches Augenmerk auf die Datensicherheit von Assistenzsystemen dieser Art legen. (Christian Allner, 7.8.2018)

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