Die Nerven liegen blank: Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) ermitteln nach einem Giftanschlag im KKL.

Foto: ORF/ARD/SRF/Hugofilm

Die neue Tatort-Saison beginnt mit einem Novum. Die eher sinnfrei mit Die Musik stirbt zuletzt (20.15, ORF 1) betitelte erste Folge nach der Sommerpause wurde nämlich in einer einzigen Kameraeinstellung quasi in Echtzeit gedreht.

Inszeniert von Regisseur Dani Levy entspinnt sich eine Art Kammerspiel auf Speed, das den Sicherheitsgurt letztlich aber nie löst. Schließlich befinden wir uns in der Schweiz, beim viertletzten Fall des Luzerner Ermittlerduos Flückiger/Ritschard.

Es entspinnt sich eine Geschichte um das Jewish Chamber Orchestra aus Buenos Aires und dessen schwerreichen Mäzen mit düsterer Vergangenheit. Kunstkreise offenbaren hinter großbürgerlicher Fassade die erwartbare moralische Verkommenheit.

Über den Schauplatz, die Eingeweide des Kultur- und Kongresszentrums Luzern, legt sich eine Atmosphäre hektischer Atemlosigkeit. Der Star des Abends wird mit dem Tod bedroht, doch als erstes Opfer erwischt es den Bruder. Beherzte Notfallmediziner applizieren einen Luftröhrenschnitt mit dem Schweizermesser. Die Kripo tritt unsortiert in Abendkleid und Fußballfanleiberl auf, bleibt in ihrer außergewöhnlichen Adjustierung aber lange Zeit am Rande des Geschehens, dem man aufgelöst hinterherhechelt.

Der Kunstgriff, ohne Schnitt auszukommen, ist eine paradoxe Sache. Da wird viel vorausgesetzt, das Ergebnis jedoch soll spontan und authentisch wirken. Das gelingt Levy bestenfalls leidlich. Auch deshalb, da aus unerfindlichen Gründen eine Metaebene in Person eines Master of ceremonies eingeführt wird, der geschwätzig auch das Krimiformat selbst zum Thema macht. (Michael Robausch, 4.8.2018)