Utrecht – Der Niederländische Eislaufverband KNSB hat seine Topathleten vor Medikamentenmissbrauch gewarnt. Anlass waren Informationen von Medizinern und der Nationalen Anti-Doping-Agentur. Sie hatten festgestellt, dass auffallend viele Eisschnellläufer ohne medizinische Indikation Schilddrüsenhormone als leistungsfördernde Mittel einnehmen. Auch niederländische Sportler aus anderen Disziplinen, etwa Radprofis und Triathleten, sollen die Mittel verwenden. Der Hintergrund: Die Athleten verlieren an Gewicht und hoffen, dadurch ihre Leistungen zu verbessern.

Risiken

Schilddrüsenmedikamente stehen nicht auf der WADA-Verbotsliste. "In letzter Zeit haben wir Signale empfangen, dass im Eisschnelllauf Medikamente verschrieben werden, die zwar nicht von der Welt-Anti-Doping-Agentur verboten sind, aber deren Gebrauch ohne medizinischen Grund Gesundheitsrisikos verursachen können", sagte KNSB-Sportdirektor Remy de Wit. Als da sind: Osteoporose, Herzprobleme, plötzlicher Tod. Über die genaue Anzahl der betroffenen Sportler wollte de Wit keine Angaben machen, nur, dass es beunruhigend viele seien.

Die niederländische Anti-Doping-Behörde rief die WADA wie bereits in der Vergangenheit dazu auf, die Hormone in die Verbotsliste aufzunehmen. Ihr Direktor Herman Ram sagte dem niederländischen Rundfunk NOS, die vorliegenden Informationen seien beunruhigend. "Wir finden, dass etwas geschehen muss."

Verband schreibt Brief

Der KNSB schickte einen Brief an seine Athleten, in dem er vor dem Gebrauch der Medikaments mit Namen Thyrax ausdrücklich warnt. Man stehe für einen "schönen, ehrlichen und dopingfreien Sport", hieß es weiter. Die Sportler werden aufgefordert, Ärzte zu melden, die Rezepte für Hormone ausstellen. Experten weisen zudem darauf hin, dass leistungssteigernde Effekte nicht nachweisbar sind. Positive Einflüsse auf das Muskelgewebe oder die Ankurbelung des Stoffwechsels seien bloße Hypothesen.

Dumm

Michel Mulder, Olympiasieger über 500 Meter, findet die Vorgänge ärgerlich. Sportler, die so handeln seien dumm. "Du setzt deine Gesundheit aufs Spiel. Und man macht auch den Sport kaputt: schon jetzt ist es schwierig, Sponsoren zu finden." Es sei lächerlich, so Mulder, bei der NOS, dass Athleten Medikation verwenden, die sie nicht brauchen. Es sei außerdem besorgniserregend, dass offenbar Ärzte die Mittel ohne Indikation verschreiben: "Das widerspricht ihrem Eid." (APA, bausch – 3.8. 2018)