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Blumen und Kerzen im Gedenken an den 20-Jährigen, der am Donnerstag im Stockholm von Polizisten erschossen wurde.

Foto: Stina Stjernkvist/TT News Agency/via REUTERS

Stockholm – Wegen tödlicher Schüsse auf einen jungen Mann mit Down-Syndrom mitten in Schwedens Hauptstadt Stockholm ist die Polizei in die Kritik geraten. Die Staatsanwaltschaft teilte am Freitag mit, sie habe Ermittlungen wegen möglichen Fehlverhaltens eingeleitet. Mindestens zwei Polizisten hätten am Vortag auf den 20-Jährigen geschossen, fügte Chefankläger Martin Tiden hinzu.

Die Polizei sprach ihrerseits von einer "bedrohlichen Situation" für die Beamten. Der Mann hatte demnach eine Spielzeugwaffe dabei, die die Polizisten für eine tödliche Waffe hielten. Der junge Mann habe nicht die Aufforderung der Polizei befolgt, die Waffe fallen zu lassen, so die Polizei weiter. Stockholms Polizeichef Ulf Johansson sprach von einem "zutiefst tragischen" Fall, konnte sich aber nicht zu den Ermittlungen äußern. Aus Erfahrung wisse er, dass die Polizei manchmal innerhalb weniger Sekunden in unklaren Situationen sehr schwierige Entscheidungen treffen müsse, fügte Johansson hinzu.

Der 20-Jährige litt ferner an einer Form von Autismus und hatte nach Angaben seiner Mutter erhebliche Sprachschwierigkeiten. Am frühen Donnerstag war er mit der Spielzeugwaffe aus der Wohnung seines Vaters im Stadtzentrum weggelaufen. Seine Mutter sagte dem schwedischen Radiosender Sveriges Radio, die Familie sei unter Schock. Elisabeth Sandlund vom Schwedischen Verband für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung äußerte sich bestürzt über den Vorfall. "Ich weiß, wie spontan diese Gruppe junger Menschen sein kann", sagte sie. "Es ist nicht selten, dass du mitten in der Nacht spontan mit einem Spielzeug wegläufst, gerade wenn du ein Kind in dem Körper eines Erwachsenen bist." (APA, 3.8.2018)