Damaskus – Vertreter Russlands haben Verhandlungen mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) über die entführten Drusen aus der südsyrischen Provinz Sweidah aufgenommen. Wie der drusische Geistliche Scheich Yussef Jarbuh am Freitag sagte, führt Russland die Gespräche über die Freilassung der 30 Frauen und Kinder, die vorige Woche aus einem Dorf verschleppt worden waren, in Abstimmung mit der Regierung.

Laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte verlangt die sunnitische Extremistengruppe insbesondere die Freilassung von IS-Kämpfern, die bei Gefechten in der südlichen Provinz Deraa gefangen genommen wurden. Die Regierungstruppen gehen dort seit Wochen gegen die IS-Miliz vor und vertrieben am Mittwoch deren Kämpfer aus den letzten Dörfern in Deraa. Derzeit verfolgen sie die letzten versprengten Kämpfer in dem Gebiet an der jordanischen Grenze.

Womöglich um Druck von ihren Kampfgefährten in Deraa zu nehmen, griff die IS-Miliz am 25. Juli die Provinzhauptstadt Sweidah und umliegende Dörfer an. Bei der Serie koordinierter Anschläge in der mehrheitlich von der religiösen Minderheit der Drusen bewohnten Region östlich von Deraa wurden mehr als 265 Menschen getötet, ein Großteil davon Zivilisten. Es war der blutigste Tag in der Region seit Beginn des Bürgerkriegs 2011.

Russland sucht US-Hilfe beim Wiederaufbau

Russland hat den USA indes trotz der anhaltenden Spannungen zwischen beiden Ländern vorgeschlagen, gemeinsam am Wiederaufbau Syriens und an der Rückführung der Flüchtlinge zu arbeiten. Das geht aus einem Memorandum der US-Regierung hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Der Vorschlag wurde demnach vom Generalstabschef des russischen Militärs, Waleri Gerassimow, in einem Brief an den Vorsitzenden des Gemeinsamen Stabs des US-Militärs, Joseph Dunford, unterbreitet. Das Schreiben ist vom 19. Juli.

Der russische Plan, der bislang nicht öffentlich bekannt war, wurde von der US-Führung kühl aufgenommen. In dem Memorandum heißt es, der US-Politik zufolge könne es nur dann eine Unterstützung für solche Bemühungen geben, wenn es eine politische Lösung zur Beendigung des seit sieben Jahren dauernden Konfliktes in Syrien gebe. Dazu gehörten auch von den Vereinten Nationen (UN) überwachte Wahlen. (APA, Reuters, 3.8.2018)