Touristen in Venedig auf großer Fahrt.

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Venedig – Nach zwei tödlichen Bootsunglücken in Venedig, bei denen drei Menschen ums Leben gekommen sind, herrscht große Aufregung über das starke Verkehrsaufkommen in der Lagune. Wegen Liberalisierungsmaßnahmen im öffentlichen Verkehrssystem sei die Zahl der Boote in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Todesfälle seien zwar selten, doch immer wieder kommt es in der Lagune zu Verletzungen nach Zusammenstößen zwischen Motorbooten. Starker Verkehr und hohe Geschwindigkeit seien die beiden Hauptprobleme, berichteten die Behörden des Hafens Venedig. Circa 70.000 Boote sind in Venedig registriert, die Zahl nimmt konstant zu. "Der Canal Grande ist ärger als eine Autobahn geworden", kommentierten lokale Medien.

Wie in Bangkok

Bootsbesitzer würden Geschwindigkeitslimits nicht respektieren, vor allem abseits des Stadtkerns. "Die Stadt ist stark auf Tourismus angewiesen. Mehr Tourismus bedeutet mehr Boote für den Personen- und Warenverkehr", berichtete Marco Agostini, Sprecher der städtischen Polizei. Unter dem "Ponte degli Scalzi", einer der vier Brücken über dem Canal Grande, verkehren 300 Wasserfahrzeuge pro Stunde, vor allem Vaporetti, Taxi-Motorboote und andere Boote. "Venedig ist wie Bangkok", klagten einige Bewohner der Stadt.

Vielen Bootsbesitzer mangle es an nautischen Kenntnissen. Starke Motorboote würden von Jugendlichen geführt, die auf die Geschwindigkeit nicht achten. Der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, forderte mehr Polizeieinsatz. "Es muss strengere Kontrollen geben", sagte er.

Steigender Motorbootverkehr

Vor allem die Gondolieri von Venedig beschweren sich wegen des zunehmenden Motorbootverkehrs, der ihre Arbeitsbedingungen deutlich erschwert. Die von immer schnelleren Booten verursachten Wellen brächten die Passagiere der Gondeln in Gefahr, die nur 14 Prozent der Boote ausmachen, die auf dem Canal Grande kreuzen.

Experten warnen seit längerem, die Bedrohung durch wachsenden Schiffs- und Bootsverkehr sei nicht geringer als die Gefahren durch das häufige Hochwasser. Die Jahrhunderte alten Palazzi stehen auf oftmals maroden Holzpfeilern, die dem Druck der Wellen einfach nicht länger standhielten. "Der Canal Grande ist zu einer höllischen Fahrbahn geworden, der Wellengang das Problem Nummer eins in Venedig", warnten lokale Medien.

Drei Menschen kamen ums Leben

Hintergrund der neu aufgeflammten Debatte ist, dass jüngst bei zwei Bootsunglücken innerhalb weniger Stunden drei Menschen ums Leben gekommen gekommen sind. Beim ersten Unfall stießen in der Lagune in der Nähe des Lido ein Fischerboot und ein Motorboot zusammen. Zwei Menschen starben, vier wurden bei dem Unfall in der Nacht auf Samstag verletzt, wie die Feuerwehr mitteilte.

Bei dem zweiten Vorfall starb ein Mann aus der Region, wie Nachrichtenagenturen berichteten. Vier Menschen wurden verletzt. Womöglich war das Schiff wegen Wellengangs umgekippt.

Über den Schiffsverkehr in Venedig wird seit langem gestritten. Den Kritikern sind zu viele Schiffe auf den Kanälen unterwegs: Neben den Wasserbussen (Vaporetti) sind es unter anderem Wassertaxis, Gondeln und Motorboote.

Zwar hat die Stadt strikte Auflagen für Boote in den Kanälen, zum Beispiel im Canal Grande. Aber es kommt doch immer wieder zu tödlichen Unfällen: 2013 kam ein deutscher Tourist ums Leben, nachdem seine Gondel mit einem Wasserbus zusammengestoßen war. (APA, 5.8.2018)