Steven Seagal – hier beim WM-Finale in Russland –, Moskaus neuer Sondergesandter für humanitäre Beziehungen mit den USA. Im Gespräch für einen diplomatischen Posten war er offenbar bereits 2015.

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Russland setzt beim Versuch, die Beziehungen zu den USA zu verbessern, auf jemanden, der den Umgang mit schwierigen Gegnern gewohnt ist: Actionschauspieler Steven Seagal wird Moskaus neuer Sondergesandter für humanitäre Beziehungen mit den USA. Auf sein bestes Argument muss er dabei allerdings verzichten, denn der Einsatz derber Gewalt ist in seinem neuen Fachgebiet nicht gefragt. Die Aufgaben des zum vierten Mal verheirateten, siebenfachen Vaters umfassen, das Verhältnis zwischen Moskau und Washington "im humanitären Bereich zu erleichtern, inklusive Kooperation in Kultur, Kunst und Jugendaustausch".

Der ausgebildete Kampfsportler, der in Japan eine Kampfkunstschule führte, ist für zahlreiche brutale Actionstreifen aus den 80er- und 90er-Jahren mit unzähligen Kampfsequenzen bekannt, darunter etwa "Nico", "Hard To Kill", "Under Siege" (Alarmstufe: Rot) oder "Flight of Fury" (Unsichtbarer Feind). Immer wieder wird in den Filmen das Bild des kriegerischen Mannes propagiert, eines brutalen Helden, der sich meist allein erfolgreich durchschlägt. Mehrmals war er für den Negativpreis "Goldene Himbeere" nominiert, für sein Regiedebüt "On Deadly Ground" (Auf brennendem Eis) wurde er als schlechtester Regisseur ausgezeichnet.

Begeisterung für Putin

Im russischen Präsidenten Wladimir Putin, selbst begeisterter Kampfsportler, sieht Seagal einen "der großartigsten lebenden Machthaber der Welt, wenn nicht den großartigsten". Seagal verteidigte 2014 die Annexion der Krim, erhielt 2016 die russische Staatsbürgerschaft (was ihm half, seinen beträchtlichen Steuerschulden in den USA zu entgehen) und 2017 ein Einreiseverbot für die Ukraine.

Der 66-Jährige glaubt auch nicht an russische Einmischungen in die US-Wahl 2016: Die Idee, dass Putin damit etwas zu tun haben könnte oder die Russen über eine solche Technologie verfügen, bezeichnete er in einem Interview vergangenes Jahr als "dumm". Einig ist er sich hier also sowohl mit Putin als auch mit US-Präsident Donald Trump, der die Erkenntnisse seiner Geheimdienste immer wieder infrage stellt. Weitere Gemeinsamkeit: Viele Frauen beschuldigen Seagal wie Trump sexueller Übergriffe.

Es ist offenbar nicht das erste Mal, dass Seagal für einen diplomatischen Posten im Gespräch ist: Putin hatte ihn einem "Buzzfeed"-Bericht zufolge 2015 als russischen Honorarkonsul für Kalifornien und Arizona vorgeschlagen. Die damalige Reaktion der Regierung von Trumps Vorgänger Barack Obama: "Sie machen wohl Scherze." (Noura Maan, 5.8.2018)