Washington – In Donald Trumps jüngster Twitter-Tirade, die sich mal wieder gegen die Medien ("Fake-News!") und die Russland-Ermittlungen ("Hexenjagd!") richtete, hat sich der US-Präsident in die Bredouille getwittert: "Die Fake-News-Medien berichten, völlig erfunden, dass ich besorgt sei über ein Treffen meines wundervollen Sohnes Donald im Trump Tower", echauffierte sich der US-Präsident am Sonntagabend offenbar über einen Bericht in der "Washington Post". "Das war ein Treffen, um an Informationen über einen Gegner zu kommen, völlig legal und üblich in der Politik – und es führte zu nichts. Ich wusste nichts davon!", fügte er hinzu.

Damit hat Trump zugegeben, dass es bei der brisanten Unterredung zwischen seinem Sohn und der russischen Anwältin Natalja Weselnizkaja 2016 doch um den US-Wahlkampf und Informationen "über einen Gegner" (wohl die Demokratin Hillary Clinton) gegangen war. Vergangenes Jahr wurde noch ein völlig anderer Anlass genannt. In einer vom US-Präsidenten diktierten, aber unter dem Namen von Donald Trump Jr. verbreiteten Stellungnahme hieß es damals: "Wir diskutierten vor allem über ein Programm zur Adoption russischer Kinder."

Trump twitterte kurz nach der damaligen Erklärung, dass es einfach "Politik" sei, solche Treffen für den Gewinn von "Informationen über Gegner" zu nutzen – doch sein Team blieb bei der Version über die Adoptionen und erklärte, es gebe keine Hinweise, dass über etwas anderes gesprochen wurde.

Ob das Treffen nun "völlig legal" ist, wie Trump behauptet, werden die Ermittler entscheiden. Die gründliche Recherche inklusive Dirty Campaigning über politische Kontrahenten gehört zwar zu US-Wahlkämpfen, den Wahlkampfteams ist es aber verboten, ausländische Hilfe anzunehmen. Trump Senior und Junior betonten immer wieder, dass sie letztlich kein belastendes Material über Clinton erhalten hätten. Für einige Rechtsexperten stellt jedoch bereits das Treffen an sich einen Gesetzesbruch dar.

Cohen bringt Trump in Bedrängnis

Scharfe Kritik kam erwartungsgemäß von den Demokraten. "Sie führten das Land über den Zweck des Treffens in die Irre", twitterte Adam Schiff, ranghöchster Demokrat im Geheimdienstausschuss im Repräsentantenhaus. "Nun sagen Sie, dass Sie vorab nichts davon wussten. Nichts davon ist normal oder glaubhaft."

Ob Trump tatsächlich nichts von dem Treffen wusste, ist unklar. Er selbst, sein Sohn, seine Anwälte und zahlreiche Regierungsmitglieder haben stets erklärt, Trump habe davon erst erfahren, als Medien im Juli 2017 darüber berichteten. Zweifel an dieser Version nährt allerdings Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen, der dem US-Präsidenten den Rücken gekehrt hat und mittlerweile behauptet, dass Trump sehr wohl darüber im Bilde gewesen sei.

Juristische Schwierigkeiten erst durch Tweets

In Trumps Umfeld wird offenbar die Sorge größer, dass sich der US-Präsident durch seine Tweets in immer größere Schwierigkeiten im Rahmen der Russland-Affäre bringen könnte. Erst vergangene Woche hatte er von Justizminister Jeff Sessions via Twitter die Einstellung der Russland-Ermittlungen verlangt – eine Forderung, die ihm als Behinderung der Justiz ausgelegt werden könnte. (Noura Maan, 6.8.2018)