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Ein Programm, mit dem Bauplaner vorsorglich die Temperaturentwicklung in Wohnräumen simulieren können, bevor diese tatsächlich bezogen werden, haben Forscher der Technischen Universität (TU) Wien entwickelt. Mit dem relativ einfach zu bedienenden "Simulations-Tool" können auch die Folgen sommerlicher Hitzeperioden abgeschätzt werden, heißt es am Montag in einer Aussendung der Uni.

Das unter www.thesim.at kostenlos zur Verfügung stehende Programm ist das Ergebnis der Dissertation von Joachim Nackler vom Institut für Architekturwissenschaften der TU Wien. Mit dem Raumsimulationstool könne man bereits in der Gebäudeplanung einer Überhitzung von Räumen während Hitzeperioden vorbeugen. Das war bisher nur Fachleuten vorbehalten, die auf kostenpflichtige Spezialprogramme zurückgreifen konnten, heißt es.

Komplex

"Die Temperaturentwicklung in einem Raum während sommerlicher Hitzeperioden hängt von vielen Einflüssen ab, die sehr komplex zusammenhängen", so Nackler. "Gebäudestandort und Orientierung des Raumes spielen genauso eine Rolle wie die Größe und Art der Fenster, die Nutzung von Verschattungseinrichtungen oder Wärmequellen im Raum, wie etwa elektrische Geräte." Darüber hinaus spielt auch die Baukonstruktion selbst – also etwa die Wärmespeicherfähigkeit des Gebäudes oder die verwendeten Materialien – eine Rolle.

Raumluft und Oberflächen

Im Gegensatz zu anderen Lösungen setzte man bei "Thesim 3D" bei der Berechnung des Temperaturverlaufs der Raumluft sowie der Oberflächen im Raum auf "fundierte, physikalische Simulationen ", so der Forscher. Man habe bei der Umsetzung vor allem versucht, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nachvollziehbar darzustellen. Ändert der Anwender etwa die Fenstergröße, können die Auswirkungen auf die Temperatur im Tagesverlauf abgelesen werden. Man könne auch den Gründen von Überhitzung sowie der Wirksamkeit etwaiger Gegenmaßnahmen nachgehen. Nackler: "So kann das Programm auf fast spielerische Weise schon im Planungsprozess wichtige Erfahrungen in Hinblick auf thermische Optimierung vermitteln."

In einem Testlauf hätten 50 Architekten, Bauingenieure und Bauphysiker aus Österreich, Deutschland und der Schweiz schon erfolgreich mit dem Programm gearbeitet. Man erhoffe sich, dass die Simulation "positive Auswirkungen auf die Planungspraxis hat und damit Teil der dringend notwendigen Entwicklung einer zukunftsfähigen Baukultur ist", so Nackler. (APA, 6.8.2018)