Ein Heurigenbesuch geht immer – der ORF zeigte im Österreich-Bild "Der Wiener Heurige", zum Nachsehen hier in der ORF-TVThek.

Manchmal ist Wein eine Lösung. Weil man den Mut für Dinge aufbringt, die man nüchtern nie tun würde. Ein Achterl soll so manchen Streit gelöst haben, spätestens nach dem dritten sind sowieso alle nur noch beste Freunde. Mit ein wenig Wein kann man nicht viel falsch machen – dachte sich wohl auch der ORF, der am Sonntag im Österreich-Bild anstatt der geplanten Doku Schwarz in Wien (der STANDARD berichtete) eine Folge über Heurige wiederholte. Also erzählte Reinhard Nowak als Wirt Rebhandl in der Episode Der Wiener Heurige Anekdoten und von historischen Reformen, die den Weinbau ermöglichten. Mit Archivbildern und Schrammelmusik vermittelte die Sendung vor allem eins: ein idyllisches, heiles Bild von Wien.

Zwischen Blunzn, Salzstangerln und Liptauer kann man die komplexen Probleme der Welt draußen vergessen. Heurige in Perchtoldsdorf und Grinzing dienen als Rückzugsorte in die Einfachheit. Nur selten verirren sich Touristen zu den Holzbänken und Weinranken – zu Social-Media-untauglich sind die holzvertäfelten Stuben und die selbstgeernteten Speisen. Hier scheint die Zeit stillzustehen, ertönt es aus dem Off.

Beinahe beiläufig wird angemerkt, dass Buschenschanken Orte der Revolution waren. Man sang, was innerhalb der Stadtmauern verboten war. Es soll geheißen haben, die Revolutionäre kommen aus den Heurigen. Davon ist heute wenig zu erkennen – sowohl in Heurigen als auch an diesem Sonntag im ORF. Von potenziell heiklen Themen hält man sich fern, beißen tut man nur noch den Wein. Oder wie Hans Moser sang: "Nur ich bin selig dort und weiß genau warum: Ich muss im frühern Leben a Reblaus gwesen sein." (Nadine Zeiler, 7.8.2018)