Uneitel, präzise und elegant: Dirigent Esa-Pekka Salonen.


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Auf seiner Wanderschaft durch die Musikgeschichte hat das melancholische Lied alle möglichen Größen getroffen: Black Is The Color (Of My True Love's Hair) ist zum Dokument der erschütternden Kunst von Jazzsängerin Nina Simone geworden. Auch traf das Taditional diverse Countertenöre (etwa Andreas Scholl). Und es wurde, wie im Großen Festspielhaus zu hören, auch zum Objekt der orchestralen Bearbeitung – sogar durch Exponenten der strengen Avantgarde. Luciano Berio (1925-2003) eröffnet mit diesem Lied seine Folk Songs (Orchesterfassung 1972). Und Black Is The Color ist tatsächlich eines der am meisten in die Tiefe gehenden Stücke dieser folkloristischen Reise eines Modernisten.

Die Wiener Philharmoniker bilden den mitunter durchaus komplexen instrumentalen Rahmen der Songs mit Dirigent Esa-Pekka Salonen sensibel ab. Und: Marianne Crebassa (im Vorjahr in Salzburg als Sesto in Mozarts La clemenza di Tito erfolgreich) zelebriert die Songs emphatisch. Natürlich liegen ihr nicht alle Miniaturen gleichermaßen, sie sind ja sehr unterschiedlich im Ausdruck. Aber bei La fiolarie ist die elegische Klarheit einer freien Stimme zu hören. Und heitere Ausgelassenheit prägt Malurous qu'o uno fenno.

Bei diesem zweiten Konzert der Philharmoniker ist auch sonst alles im Lot: Richard Strauss' Tondichtung Also sprach Zarathustra wirkte zwar an Tuttistellen etwas überbordend und also unklar. Ansonsten jedoch entfaltet sich eine klanglich auratische Welt der Kontraste, wobei Béla Bartóks Der wunderbare Mandarin noch mehr Qualität brachte: Das drängend einsetzende und ebenso turbulent endende Stück, das bei der Uraufführung einen Skandal auslöste, motivierte die philharmonischen Kräfte zu rauschhafter und doch klarer Linienkunst. Das Drama mit seiner großen Unmittelbarkeit organisierte Salonen ja präzise. (tos, 6.8.2018)