Etwa 43 Prozent von Äthiopiens Bevölkerung sind orthodoxe Christen.

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Addis Abeba – Bei Kämpfen im Osten Äthiopiens sind nach Angaben der Orthodoxen Kirche mehrere Zivilisten getötet worden. Tausende Menschen seien vor den "Angriffen" in der Region Somali am Wochenende geflohen, sagte Abune Mathias, Patriarch der Orthodoxen Kirche Äthiopiens, am Montag dem staatlichen Fernsehen.

Die genaue Zahl der getöteten Zivilisten blieb zunächst offen. Unter den Toten sind dem Patriarchen zufolge auch Priester. Überdies seien sieben Kirchen in Brand gesteckt worden.

Wie es zu den Kämpfen gekommen ist, blieb zunächst unklar. Offenbar hatten sie begonnen, nachdem das äthiopische Militär in die Hauptstadt der Region Somali einmarschiert war. Die US-Botschaft hatte am Samstag erklärt, die Armee habe Autobahnen, Regierungsgebäude und den Flughafen von Jijiga "eingenommen". Einwohner berichteten der Nachrichtenagentur AFP später von Plünderungen und Angriffen auf Fremde.

Geheimgefängnisse

Äthiopien ist in Regionen unterteilt, deren Zuschnitt der Verteilung der Bevölkerungsgruppen entsprechen soll. Allerdings kommt es immer wieder zu ethnischen Spannungen. Nichtregierungsorganisationen werfen der Regionalregierung von Somali Menschenrechtsverletzungen an ihren Gegnern vor. Laut Human Rights Watch (HRW) gibt es in der Region Geheimgefängnisse, in denen Unabhängigkeitskämpfer inhaftiert und gefoltert werden.

Laut dem Experten Rashid Abdi von der International Crisis Group könnte die jüngste Gewalt in der Region Somali Ausdruck eines Konflikts zwischen Äthiopiens neuem Regierungschef Abiy Ahmed und dem Regionalpräsidenten Abdi Iley sein. Während Abiys Vorgänger den Regionalpräsidenten gewähren ließen, damit dieser die islamistische Al-Shabaab-Miliz aus dem benachbarten Somalia von einem Vordringen nach Äthiopien abhielt, hatte Abiy umfassende Reformen in der Region angekündigt. Die Regionalregierung fürchte nun um ihre uneingeschränkte Macht, sagte der Experte. (APA, 6.8.2018)