Die Kombination aus neuen US-Sanktionen und gleichzeitigem Verhandlungsangebot von US-Präsident Donald Trump nannte Rohani am Montag "unsinnig".

Foto: AFP/Iranian Presidency

Teheran – Kurz vor dem Inkrafttreten neuer US-Sanktionen gegen den Iran hat der iranische Präsident Hassan Rohani der Regierung in Washington "psychologische Kriegsführung" vorgeworfen. "Sie wollen einen psychologischen Krieg gegen die iranische Nation führen und das Volk spalten", sagte Rohani am Montagabend im iranischen Fernsehen.

Die Kombination aus neuen US-Sanktionen und gleichzeitigem Verhandlungsangebot von US-Präsident Donald Trump nannte Rohani "unsinnig". Trotz der Strafmaßnahmen will der Iran jedoch weiter an dem Wiener Atomabkommen von 2015 festhalten. "Wir werden trotz der Sanktionen der Welt zeigen, das wir unser Wort halten und uns an internationale Verträge halten", sagte der Präsident am Montagabend in einem Interview des staatlichen Fernsehsenders IRIB.

Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif warf Trump "grenzenlose Scheinheiligkeit" vor. "Die Trump-Regierung will, dass die Welt glaubt, dass sie sich um das iranische Volk sorgt. Trotzdem haben die allerersten Sanktionen, die sie wiedereingesetzt hat, unter absurden Vorwänden die Lizenz für den Verkauf von mehr als 200 Passagierflugzeugen entzogen", so Zarif. Damit würden gewöhnliche Iraner gefährdet. Der Außenminister verwies in einer weiteren Twitter-Nachricht darauf, dass die USA das einzige Land seien, dass jemals eine Atomwaffe eingesetzt habe.

Treten um 6.00 Uhr MESZ in Kraft

90 Tage nach der Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch Trump treten ab 6.00 Uhr am Dienstag (MESZ) umstrittene US-Sanktionen wieder in Kraft. Das Abkommen sollte den Iran am Bau einer Atombombe hindern.

Zu den US-Sanktionen gehört, dass Passagierflugzeuge und Flugzeugteile nicht mehr an den Iran geliefert werden sollen. Ziel der weitreichenden Strafmaßnahmen sei es, "maximalen wirtschaftlichen Druck" auf das ökonomisch bereits angeschlagene Land auszuüben, teilte der US-Präsident mit.

Rohani: Gespräche müssten auf Aufrichtigkeit fußen

Das Gesprächsangebot Trumps lehne er nicht ab, aber Verhandlungen sollten seiner Meinung nach ergebnisorientiert und auf der Basis von Aufrichtigkeit geführt werden, so der iranische Präsident Hassan Rohani. Der US-Präsident habe mit dem Ausstieg aus diversen internationalen Verträgen bewiesen, dass dies bei ihm nicht der Fall sei. Sollte sich das ändern, wäre der Iran wieder bereit, Gespräche aufzunehmen.

Der Iran sei mit den politischen Reaktionen der Europäer sowie Russlands und Chinas absolut zufrieden, sagte Rohani. Im praktischen Bereich gebe es aber Probleme mit den Firmen, die aus diversen Gründen ihre Aktivitäten im Iran wegen der Sanktionen begrenzen wollten. Der Iran werde weiterhin mit seinen Partnern intensiv nach Lösungen suchen, so der Präsident. (APA, 6.8.2018)