Mit Android 9.0 "Pie" hat Google gerade eine neue Version seines Betriebssystems vorgestellt, und zwar eine, die nicht nur zahlreiche neue Features und grundlegende Verbesserungen am Basissystem bietet, sondern die auch Hoffnungen auf schnellere Updates schürt. Kommt hier doch erstmals jenes "Project Treble" zum Tragen, in dessen Rahmen Google Android grundlegend umgebaut hat, um die Update-Erstellung zu vereinfachen. Ob all dies substantiell etwas an der Update-Situation unter Android ändert, muss sich natürlich erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen, die ersten Anzeichen sind aber schon einmal sehr vielversprechend.

Umgehendes Update

Praktisch zeitgleich zu Google hat auch noch ein weiterer Hersteller ein Update auf Android 9 veröffentlicht: Die unter der Leitung von Android-Gründer stehende Firma Essential kündigte nur wenige Minuten nach Google die Verfügbarkeit von "Pie" für das eigene Smartphone PH-1 an. Zum Vergleich: Bei Android 8.0 dauerte es mehr als zwei Monate bis der erste Dritthersteller ein Update lieferte, Sony war damals für das XZ Premium am flottesten.

Nun mag Essential nicht gerade der größte Smartphone-Hersteller sein, in den Verbreitungszahlen einzelner Android-Versionen wird sich dies also kaum bemerkbar machen. Und doch zeichnet sich hier ein Paradigmenwechsel ab: Wollen doch in den kommenden Wochen noch eine ganze Reihe anderer Hersteller erste Updates auf "Pie" liefern, darunter etwa Sony Mobile, Xiaomi, HMD Global (Nokia), Oppo, Vivo und OnePlus. Bis spätestens Ende Herbst sollen zudem sämtliche aktuellen Geräte mit "Android One" auf den neuesten Stand gebracht werden.

Trends

Neben den erwähnten technischen Umbauten gibt es noch andere Faktoren, die schnellere Updates möglich machen. Einerseits wäre da der Trend zu Geräten mit weitgehend unmodifziertem Android, wie es neben Essential auch Hersteller wie HMD (Nokia) oder OnePlus bevorzugen. Zudem gab es dieses Jahr erstmals für eine neue Android-Generation ein Beta-Programm, an dem sich auch Dritthersteller beteiligen konnten.

Am Rande sei erwähnt, dass auch Google selbst bei der eigenen Update-Versorgung nachgebessert hat: Mussten Besitzer von Google-Smartphones bei früheren Android-Generationen oft wochenlang warten, bis das Update an ihr Gerät geliefert wurde, reicht nun ein manueller Check in den Systemeinstellungen um die neue Version umgehend zu erhalten.

Fazit

Klar ist bei all dem aber auch eines: Google kann die Hardwarehersteller weiterhin nicht zu Updates zwingen. Unternehmen, die einfach kein Interesse an der zeitgerechten Auslieferung neuer Android-Generationen haben, werden sich weder durch technische noch durch organisatorische Umbauten beeindrucken lassen. Und doch verbessert sich die Situation für die Konsumenten gerade erheblich, bringt sie doch ein nicht zu unterschätzendes Gut: Klarheit. Essential hat vorgezeigt, wie schnell Android-Hersteller Updates liefern können, wenn sie nur wollen. All die diesbezüglichen Ausreden anderer Firmen sind damit obsolet. Insofern sind die kommenden Wochen auch als eine Art Entscheidungshilfe für Android-Nutzer zu verstehen. Wird sich doch nun zeigen, welche Firmen Wert auf aktuelle Updates legen – und welche schlicht darauf pfeifen. (Andreas Proschofsky, 8.8.2018)