Die gute Nachricht zuerst: Die Organstrafverfügung wegen Verletzung des Parkometergesetzes hätten wir getrost ignorieren können. Denn der Herr Parksheriff hielt unseren Lada glatt für einen Hyundai – obwohl auf dem Kofferraumdeckel in Großbuchstaben Lada prangt.

Namensgebend für den Lada Vesta ist wohl nicht die römische Göttin des Feuers, sondern der russische Hilfskreuzer aus dem Jahr 1858.
Foto: Andreas Stockinger

Wir wollen uns jetzt nicht über die Lese- und sonstigen Fertigkeiten des Kontrollpersonals der Stadt Wien verbreitern. Das Bußgeld von 36 Euro haben wir murrend beglichen, aber nur, weil wir einen Einspruch scheuten (und uns schuldig fühlten). Ein solcher wäre für das zu Testzwecken zur Verfügung gestellte Gefährt reichlich kompliziert gewesen. Und, wir geben es zu, wir sind sentimental geworden.

Das Heck des Lada.
Foto: Andreas Stockinger

Wohl hat der Lada Vesta mit dem "Russen-Fiat" der 1980er-Jahre so etwas von nichts zu tun, aber die Erinnerungen an die Übungsfahrten für den Führerschein waren längst geweckt. Was musste die auf dem 124er-Fiat basierende Kiste nicht alles aushalten! Robust ist auch der Wolga-Kombi des von Renault/Nissan kontrollierten Herstellers Awtowaz/Lada, und Dieselproblem hat er keines. Es gibt ihn schlicht nur als Benziner, sonst würde er die sibirische Kälte nicht derpacken, wie es heißt.

Und Innen schaut das dann so aus.
Foto: Andreas Stockinger

Ein echter Sportswagon, wie das SW suggeriert, ist der Kombi aber nicht. Dafür ist er zu träge, die Schaltung eher schwergängig, es fehlt mit 106 PS schlicht an Power. Aber für den Hausgebrauch reicht das allemal, wenngleich dem Vesta für flottes Cruisen der sechste Gang fehlt. Aber das ist schon alles, was es zu meckern gibt. Im Gegenteil, der Wagen, von dem in Österreich erst wenige Hundert unterwegs sind (am flächendeckenden Händlernetz wird gearbeitet), macht neugierig,

Die Armaturen im Detail.
Foto: Andreas Stockinger

Noch beäugen vor allem jüngere Männer den Vesta verschämt, aber das könnte sich ändern. Denn ab 17.350 Euro bekommt man nicht Prestige im Übermaß, aber ziemlich viel Auto – Navi, Rückfahrkamera, alles da – und Komfort. Nichts am Design bestätigt gängige Vorurteile über russische Bauart. Es ist wohl ein bisschen beliebig (könnte genauso gut ein Koreaner sein), aber im Billigautosegment – Hauptkonkurrent ist der Dacia Logan MCV – kommt der Vesta gut mit. Jungfamilien (und jene, die für ihr Ego keinen Luxusschlitten brauchen) haben also eine großräumige Alternative. (Luise Ungerboeck, 8.8.2018)

Foto: Andreas Stockinger