Nicht alle Arsenal-Fans sind mit den Zuständen glücklich.

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London – Arsenal steht kurz vor der Komplettübernahme durch den US-Amerikaner Stan Kroenke. Der 71-Jährige besitzt über seine Firma Kroenke Sports & Entertainment (KSE) bereits 67 Prozent des Klubs aus der englischen Premier League und hat nun ein Angebot zur Übernahme der 30 Prozent abgegeben, die aktuell noch in Besitz von Alischer Usmanow sind. Der Russe ist zum Verkauf bereit.

Kroenke soll demnach bereit sein, rund 540 Millionen Pfund (604 Millionen Euro) für Usmanows Anteile zu bezahlen. "Wir bei KSE gehen mit diesem Angebot weiter den Weg, den Klub zu 100 Prozent zu übernehmen", teilte Kroenke in einem Statement mit. "Wir schätzen Herrn Usmanows Einsatz für den Arsenal Football Club und die besondere Geschichte, die der Klub repräsentiert", heißt es weiter. Insgesamt wird der Wert der Gunners mit zwei Milliarden Euro beziffert. In einer Mitteilung an die Londoner Börse heißt es, Kroenke wolle Arsenal in Privatbesitz überführen, um den Klub strategisch besser platzieren zu können.

Keine Widerstände mehr

Kroenke gehört seit 2008 dem Vorstand des FC Arsenal an. Von 2007 an baute er seine Position dort schrittweise aus, indem er jene Familien, die den 132 Jahre alten Klub seit Generationen geführt hatten, Zug um Zug auskaufte. Im April 2011 übernahm er die Mehrheit an dem Klub.

Mit Usmanow ist Kroenke nun seinen letzten Konkurrenten los, der Kampf um die Kontrolle bei Arsenal endet damit. Er ist nun auch in der Lage, die unabhängigen Anteilseigner aus dem ehemaligen Arbeiterverein zu drängen. Diese waren ein dauerndes Ärgernis, hatten bei Jahresversammlungen regelmäßig kritisiert hatten, der Vorstand würde zu wenig in die Mannschaft investieren. Kroenke will 29.000 Pfund pro Aktie zahlen.

David Kershaw, einer der Kleinanteilhalter, äußerte gegenüber Reuters die Sorge, der Deal würde Arsenal sportlich nicht voranbringen. "Es ist traurig, dass nun die Gefahr droht, komplett den Einblick zu verlieren, wie unser Verein geführt wird." Ähnlich sieht das der Arsenal Supporters' Trust, eine unabhängige Gruppierung von Arsenal-Anhängern, die fürchten, dass ihr Einfluss zurückgedrängt wird. "Viele von diesen Fans halten ihre Anteile nicht wegen ihres monetären Werts, sondern sehen sich als Treuhänder, die sich um die Zunkunft ihres Klubs sorgen", hieß es in einer Stellunghahme.

Neue Ära

Kroenkes Initiative kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt für den Klub, der in die Äre von Langzeit-Manager Arsène Wenger eintritt. Der Franzose, der Arsenal geprägt hat wie kaum ein anderer, trat im April nach 22 Jahren zurück.

Unter Unai Emery, dem neuen Mann, will man zurück an die Spitze der Premier League, wo der Wettbewerb zwischen den Top-6 härter verläuft denn je zuvor. Die letzte Meisterschaft Arsenals datiert aus dem Jahr 2004, zuletzt verpasste man zweimal in Folge die Qualifikation zur Champions League. Die neue Saison beginnt am Freitagabend, gejagt wird Manchester City, der überlegene Meister der letzten Saison. Die Cizizens sind am Sonntag erster Gegner Arsenals im Emirates Stadium.

Megaprojekt in Los Angeles

In seiner Heimat besitzt Kroenke mehrere Sport-Franchises, darunter unter anderem die Los Angeles Rams aus der Football-Profiliga NFL, die Denver Nuggets aus der Basketball-Profiliga NBA oder das Eishockey-Team Colorado Avalanche aus der NHL. Letztere sind offiziell im Besitz von Kroenkes Ehefrau Ann Walton Kroenke, Tochter des Walmart Mitgründers James Walton, um NFL-Bestimmungen zu genügen.

In Inglewood nahe Los Angeles lässt Kroenke derzeit das wohl teuerste Stadion der Welt bauen, das 2020 eröffnet werden soll. Zusammen mit einem riesigen Unterhaltungskomplex belaufen sich die Kosten auf geschätzte fast fünf Milliarden Dollar.

Sein Millardenvermögen machte Kroenke mit Immobilienentwicklung. Seine Kroenke Group, die zahlreiche Einkaufszentren und Wohnäuser errichtet hat, gründete er 1983. Die Verbindung mit Walmart lieferte dann eine Menge an Synergien. Eine zweite Unternehmung, THF Realty, verfolgt großangelegte Projekte im suburbanen Bereich. (red, sid – 7.8. 2018)