Es ist wohl das erste Mal, dass einem Wahlkampf im 12. Kongressbezirk von Ohio, der am Dienstag sein Ende findet, bundesweite Bedeutung zukommt – alle Augen in Washington richten sich auf das rund 700.000-Einwohner-Gebiet außerhalb von Columbus. Der Republikaner Troy Balderson will verhindern, dass mit Danny O'Connor erstmals seit 1983 ein Demokrat den Sitz im Repräsentantenhaus erobert.

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Troy Balderson kämpft dafür, den Sitz in republikanischer Hand zu halten. Trump unterstützt ihn.
Foto: AP Photo/John Minchillo)

Dabei haben die Republikaner buchstäblich alles getan, damit genau das nicht passiert. Ein Blick auf die Landkarte offenbart einen Wahlbezirk mit einer sehr eigentümlichen Form. Diese hat er erst seit 2011. Das von den Republikanern kontrollierte Parlament von Ohio hat das gemacht, was man "gerrymandering" nennt. Die politische Landkarte so verändert, dass der Sitz mehr traditionelle republikanische Gebiete umfasst.

Der 12. Kongressbezirk von Ohio schlingelt sich durch die Landschaft.
Foto: FEC.gov

Die Rechnung ging auch auf – so lange, bis Pat Tiberi, der Kongressabgeordnete, der den Kongresssitz bisher innehatte, zurücktrat. Danach geschah etwas, das nicht hätte passieren dürfen: Die Demokraten lagen in Umfragen Kopf an Kopf mit den Republikanern.

Geringe Zustimmungswerte

Das bringt auch die Grand Old Party in der Hauptstadt ins Schwitzen, denn der 12. Kongressbezirk steht sinnbildlich für viele Wahlbezirke, die die Republikaner bei den Kongresswahlen im November halten wollen: Im Bezirk wohnen gut ausgebildete und gut verdienende Wähler – traditionelle Republikaner. 2016 hat Donald Trump hier mit elf Prozentpunkten Vorsprung gewonnen, derzeit sind seine Zustimmungswerte aber unter 50 Prozent.

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Danny O'Connor stieg für die Demokraten in den Ring.
Foto: Scott Olson/Getty Images/AFP

Haben die Republikaner bei Sonderwahlen in den vergangenen eineinhalb Jahren bisher verloren, standen immer Ausreden parat: Beim Senatswahlkampf in Alabama soll es am schlechten Kandidaten gelegen haben, bei den Kongresswahlen in Pennsylvania am mangelnden Geld.

Republikanischer Geldregen

Alles Ausreden, die in Ohio am Dienstag nicht mehr gelten. Balderson gilt als formidabler Kandidat. Am Geld kann es auch nicht liegen, haben doch die republikanische Bundespartei und mit ihr verbündete Spender große Summen in diesen an sich unbedeutenden Wahlkampf gepumpt.

Auch an mangelnder Unterstützung des Weißen Hauses kann es nicht liegen. Noch am Samstag warb Trump im Bundesstaat für Balderson, Vizepräsident Mike Pence reiste in den Bezirk, und Donald Trumps Sohn Don Junior warb mit am Telefon für die Wahl von Balderson.

"Blaue Welle"

Umso größer wäre die Blamage, wenn die Republikaner die Wahl verlieren würden. Es wäre ein weiteres Zeichen dafür, dass ihnen im November eine "blaue Welle", ein überragender Sieg der Demokraten im Repräsentantenhaus blüht. (Stefan Binder, 7.8.2018)