Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Mehr als 50.000 Euro legt man für ein umfassend ausgestattetes Mini Cooper S Cabrio hin. Da ist Bling-Bling um fast 18.500 Euro verbaut – wir reden hier von Extras, für die Kollegen des Humors mit dem Äquator über den Oberschenkeln. Und wir reden hier schon vom S, also dem 192 PS starken Mini Cabrio. Wer sich mit 102 PS begnügt, steigt gar ab 24.600 Euro ein.

Beim Mini Cooper S Cabrio geht es um Bling-Bling und Schau-her-da.
Foto: Guido Gluschitsch

Da gibt es dann aber keinen Union Jack in den Rücklichtern oder ins Stoffverdeck eingewebt, keine Personalisierungen am Sitz, nicht einmal Parksensoren. Bei unserem Testboliden kostet die Lackierung extra, die Polsterung mit der Mini-Yours-Vignette, die Klimaautomatik, die adaptiven LED-Scheinwerfer ... Wir könnten ganz leicht die ganze Seite mit den Extras füllen.

LED trifft Union Jack.
Foto: Guido Gluschitsch

Doch ein sportliches Mini Cabrio – ja, gehen wir davon aus, dass das S für Sport steht – fährt man nicht, weil man gern, bei Gelegenheit, alle teuren Extras aufzählen möchte. Ein Cooper S Cabrio fährt man, weil man trendig ist, weil man Stil hat, einen Nagellack, der zum Wagen passt, und wegen des Gokart-Feelings.

Man achte auf die Kopfstützen...
Foto: Guido Gluschitsch

Fangen Ihnen bei der Aussage auch die Impfstellen zu nässen an, wie es Lukas Resetarits ausgedrückt hätte? Wer ein kompaktes, frontgetriebenes Luxuscabrio mit vier Sitzplätzen samt Popschheizung vorn, Head-up-Display, Komfortzugang und Kofferraum mit einem Gokart gleichsetzt, ist entweder noch nie Kart gefahren, oder hat, gelinde gesagt, keine Ahnung von Autos.

Von wegen Go-Kart. Mit Blinker und elektrischen Stoffverdeck?
Foto: Guido Gluschitsch

Dabei ist der Mini wirklich lustig zu fahren und hat auch noch einen Alltagsnutzen, der es möglich macht, ihn als Ganzjahres-(Zweit-)Fahrzeug anzudenken.

Foto: Guido Gluschitsch

Denn mit geschlossenem Dach ist er einfach ein fescher Mini, der gut geht, zackig einlenkt und mehr Komfort bietet als manch anderer Kompakter. Die Sportlichkeit wollen wir ihm nicht absprechen, Fahrwerk und Motor spielen genau in der Liga, lassen aber noch Platz für die nächste Eskalationsstufe namens Cooper Works.

Der Mazda MX-5 in der Ausstattung Takumi ist erwachsener als der Mini – erst recht was die Fahrerei angeht – und günstiger, aber enger.
Foto: Guido Gluschitsch

Ganz anders verhält es sich beim MX-5 von Mazda, den wir in der neuen Ausstattungsvariante Takumi fahren. Da machen die Extras gerade einmal 700 Euro aus und betreffen allein die Lackierung. Auch hier gibt es, mit dem 160 PS starken großen Bruder, eine weitere Eskalationsstufe, die mit dem anstehenden Facelift noch weiter erstarken wird. Doch im Grunde tut es auch der 130 PS starke Vierzylinder im Testwagen. Denn im Mazda geht es ums Autofahren.

Hier ist alles auf das Fahren fokussiert.
Foto: Guido Gluschitsch

Mazda pfeift auf so ziemlich jeden Knochen, dem andere Hersteller gerade hinterherhecheln, und baut mit dem MX-5 einen modernen Roadster, der die britische Urinterpretation perfekt ins Heute übersetzt. Motor vorn, Antrieb hinten, 50:50-Balance, Gewicht nur knapp über 1000 Kilogramm, kaum Schnickschnack. Hier ist alles aufs Fahren getrimmt, sogar der 1,5 Liter große Saugbenziner, der, wie man es von früher kennt, mit jeder Umdrehung mehr ein fetteres Grinsen ins Gesicht zaubert. Dieser Motor braucht keinen Turbo, dem bei 3500 Touren die Luft ausgeht.

Takumi nennt sich eine Sonderausstattung mit vielen Extras, die aber nicht von der Reduktion aufs Wesentliche ablenken, wei die hellen Ledersitze.
Foto: Guido Gluschitsch

Das Verdeck lässt sich nicht, wie bei allen anderen, bis 50 km/h vollelektrisch in 20 Sekunden senken und heben. Nein, mit einem Griff öffnet man das Fetzendach an der Ampel und mit einem weiteren Griff arretiert man es. Dauert mit etwas Übung nicht einmal eine Sekunde. Und wenn keine Ampel da ist, dann macht man es halt während der Fahrt. Klack, klack. Wer mehr als zwei Sekunden braucht, soll schleunigst seinen Chiropraktiker anrufen.

Den Takumi gibt es nur in Kombination mit dem 130 PS starken Benziner. Mehr braucht man aber auch nicht um Spaß zu haben.
Foto: Guido Gluschitsch

Roadster pur, das heißt, man kann mit diesem Auto nur bedingt Möbel vom Elch heimführen, Familienausflüge sind gestrichen, und Gepäck abseits von Unterhose und Zahnbürste bleibt auch daheim.

Dabei gibt es in der Ausstattung Takumi eh schon so viel Luxus, dass wir erst wieder eine Seite füllen könnten.

So schaut es drinnen aus.
Foto: Guido Gluschitsch

Doch zurück zum Titel: Rechnen wir die Menge verbrauchten Stoffes auf, ist es nur recht, dass der Mini fast eineinhalb mal teurer als der Mazda ist, aber halt wirklich nur, wenn wir die Stoffmenge rechnen. (Guido Gluschitsch, 9.8.2018)

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