Die Chefin beim Bobobäcker ist bekanntlich ebenso anstrengend wie das Publikum.

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Liebes Tagebuch, ich wollte gestern beim Bobobäcker Brot kaufen. Wieder einmal. Wider besseres Wissen. Die Chefin dort ist bekanntlich ebenso anstrengend wie das Publikum. Deshalb fanden auch vor mir in der Reihe die aus guten Gründen befürchteten Beratungsgespräche statt. Aktuell ging es um Schokoladekuchen, Biobrot ohne Mehl oder so etwas: "Mein Lebenspartner verträgt nämlich kein Brot, er möchte aber kommendes Wochenende einmal Brot essen, kann ich bitte vorbestellen?"

Der Mehlfeind trug einen Fahrradhelm und eine Hosenspange zu angelaufener Theologenbrille. Er hatte einen kleinen Dominik dabei, der es ihm einmal mit Wehrsportübungen oder harten Drogen heimzahlen wird. Das sehr deutsche Paar mit dem Kuchen sagte: "Hallo, Sie da, geben Sie uns diese dunklen Törtchen – oder, nein, was sind denn diese helleren? Ist das Fruchtkuchen? Ist da Zucker drin?! Das klebt dann so. Haben Sie auch Kaffe? Welchen Kaffe haben Sie denn? Was ist Melaunsch? Und wir würden gern einen Sitzplatz haben."

Ein gottverlassener Ort

Das Lokal war übrigens bummvoll. Niemand weiß, warum. Es ist ein gottverlassener Ort. Ich persönlich würde stattdessen im Café gegenüber ein Bier trinken, da läuft Radio Burgenland statt FM Verbitterung, aber bitte. Eine Duttblunzen hatte ihren Kinderwagen im Lokal so geparkt, dass man nicht zur Budel vordringen konnte. Das Kind schrie ununterbrochen etwas mit Mami, die aber nicht hinhörte. Mami musste auf dem iPhone eine dringende Botschaft lesen. Der Dutt konnte dann auch nicht sagen, was er für Brot wollte. Kunststück, stand ja nicht im Handy: "Lassen Sie mir Zeit, ich habe ja noch nicht einmal geschaut, was sie alles im Angebot haben!" Alle Kunden tauschten sich mit dem im Verkauf offensichtlich nicht so erfahrenen Verkaufspersonal über den Kinderwagen und die Budel hinweg aus. Es war wirklich laut.

Nach einigen Minuten habe ich auch etwas gesagt. Es war eigentlich sehr höflich, irgendetwas mit: "Ich habe heute noch etwas vor", oder: "Ins Brot geben die Bäcker recht gern Mehl hinein." Alle taten aber so, als ob ich etwas ganz Arges gesagt hätte. In der Backbox beim Diskonter war das Brot dann zwar nur gebäht, aber ofenwarm. (Christian Schachinger, 8.8.2018)