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Es darf auch bezweifelt werden, dass Pflichtdienste zum Gemeinwohl beitragen, wenn etwa jemand zur Betreuung von Alten oder Menschen mit Behinderung verdonnert wird, der damit nichts anfangen kann.

Foto: AP Photo/Thomas Kienzle

Zugegeben, die Idee hat was: Junge Menschen in Deutschland sollen nach ihrer Ausbildung ein Jahr für Deutschland "opfern", und das im positiven Sinn. Sie könnten Alte und Kranke betreuen, Wälder und Wiesen säubern oder Flüchtlingen Deutsch beibringen.

Profitieren würden viele: jene, denen geholfen wird, ebenso wie jene, die helfen. Sie lernen, was Gemeinschaft bedeutet und dass Gemeinwohl wichtiger ist als Egoismus. Das wäre kein schlechter Ansatz in einer Zeit, in der immer mehr "first" sein wollen und viele Schwächere von ihrem Platz verdrängt werden.

Doch so gut die Sache klingt, sie hat nicht nur einen juristischen Haken. Zwangsarbeit, und sei sie für eine gute Sache, ist in Deutschland nicht zulässig. Jeder soll das machen, worauf er Lust hat. Natürlich könnte man das Grundgesetz ändern, aber dafür bräuchte es ein paar mehr als sommerliche Überlegungen.

Es darf auch bezweifelt werden, dass Pflichtdienste zum Gemeinwohl beitragen, wenn etwa jemand zur Betreuung von Alten oder Menschen mit Behinderung verdonnert wird, der damit nichts anfangen kann. Es wäre eine Zumutung für diejenigen, denen man eigentlich helfen möchte.

Doch abzuwürgen braucht man die Debatte nicht. Eine Option wäre, die sozialen und ökologischen Dienste, die es schon gibt, attraktiver zu machen und auszubauen. Dann könnten mehr helfen – ganz freiwillig und ohne Zwang. (Birgit Baumann, 7.8.2018)