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Manche nennen Elon Musk exzentrisch.

Foto: AP Photo/Kiichiro Sato, File

Palo Alto – Elon Musk spielt mit dem Gedanken, Tesla von der Börse zu nehmen. Der Tech-Milliardär, der sich grundsätzlich gern via Twitter mitteilt, sorgte am Dienstag für einige Aufregung auf dem Aktienmarkt. Er erwäge, den Aktionären die Aktien abzukaufen und Tesla bei einem Kurs von 420 US-Dollar (363,86 Euro) zu privatisieren. Am Mittwoch bestätigten einige Mitglieder des Aufsichtsrates, dass dies geprüft werde.

Ein Preis von 420 Dollar je Aktie würde einen Aufschlag von fast 23 Prozent zum Schlusskurs vom Montag bedeuten. Musk hält 20 Prozent an dem Unternehmen. Die Finanzierung sei gesichert, hieß es weiter. Über Details dazu lässt sich Musk wie so oft nicht aus.

Erst nach heftigen Marktreaktionen, die zu einem zwischenzeitlichen Handelsstopp der Aktie führten, sorgte Tesla am späten Nachmittag (Ortszeit) für Klarheit. In einer E-Mail an seine Mitarbeiter (die im Firmenblog veröffentlicht wurde) bestätigte Musk seine Planspiele und erklärte seine Beweggründe. Die liegen auf der Hand.

Mit einem solchen Schritt würde Tesla aus dem Scheinwerferlicht der Börse genommen – mit der Pflicht, Quartalsberichte und wichtige Botschaften zu veröffentlichen. Zugleich würden aber auch seine Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung beschränkt. Eine endgültige Entscheidung, die Firma von der Börse zu nehmen, gebe es noch nicht, hieß es in dem Schreiben.

Es gehe darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Tesla am besten operieren könne. Die starken Schwankungen des Aktienkurses seien eine große Ablenkung für alle Mitarbeiter.

E-Mail an Mitarbeiter

Ferner bekräftigte Musk gegenüber der Belegschaft, was er zuvor schon bei Twitter ausgeführt hatte: Gehe es nach ihm, so sollten alle Investoren eine Wahl erhalten und entweder zum Preis von 420 Dollar verkaufen oder ihre Aktien behalten können, falls Tesla privatisiert werden sollte. "Meine Hoffnung ist, dass alle Aktionäre dabei bleiben, aber wenn sie es bevorzugen, sich rauskaufen zu lassen, dann geschieht es zumindest mit einem netten Kursaufschlag."

Die Technologiegbörse Nasdaq, an der Teslas Papiere gehandelt werden, stoppte angesichts der Aufregung rund um Musks Tweets zwischenzeitlich den Handel mit Tesla-Aktien. Als es am späten Nachmittag wieder losging, legte der Kurs um zwölf Prozent zu. Tesla schloss am Dienstag mit einem Aktienkurs von 379,57 Dollar und einem Plus von elf Prozent.

Investoreninteresse

Vor Musks Twitter-Gewitter hatte bereits ein Zeitungsbericht für starken Kursauftrieb gesorgt, laut dem Saudi-Arabiens Staatsfonds PIF eine große Tesla-Beteiligung aufgebaut hat. Der Fonds halte inzwischen drei bis fünf Prozent am Unternehmen von Musk, berichtete die "Financial Times" unter Berufung auf eingeweihte Kreise.

Damit hätte der Anteil einen aktuellen Wert zwischen 1,7 Milliarden und 2,9 Milliarden Dollar. Der über mehr als 250 Milliarden Dollar an Anlagegeldern verfügende Staatsfonds wäre damit einer der fünf größten Tesla-Aktionäre. Stellungnahmen von Tesla und PIF lagen zunächst nicht vor.

Privatisierungsplan könnte Zockern neuen Schlag versetzen

Sollte der Musk sein Unternehmen wie angekündigt von der Börse nehmen, könnte es ein sogar schwarzes Jahr für sogenannte Short Seller werden. Diese versuchen, mit Wetten auf fallende Kurse – im Börsenjargon Leerverkäufe – Gewinne einzufahren.

"Ständig präsentieren mir Leute Ideen für Leerverkäufe", sagt Mark Spiegel, Portfoliomanager beim Hedgefonds Stanphyl. "Aber ich habe mir zu oft die Finger verbrannt." Daher scheue er weitere Leerverkäufe. Dabei leihen sich Anleger Aktien und verkaufen sie sofort. Die Hoffnung dahinter: Bis zum Ablauf der Leihfrist fällt der Aktienkurs und die Investoren können sich billiger mit den Papieren eindecken. Die Differenz streichen sie als Gewinn ein. Dem Analysehaus S3 zufolge haben Investoren im laufenden Jahr erstmals derartige Wetten im Volumen von mehr als einer Billion Dollar (862 Mrd. Euro) platziert.

Von den 500 im US-Index S&P notierten Werten haben aber lediglich 69 seit Jahresbeginn mehr als zehn Prozent verloren. Gleichzeitig gab es bei 164 Aktien ein Plus von mehr als zehn Prozent. Der Index selbst steht vor dem Sprung auf ein neues Rekordhoch.

Fonds verloren an Wert

Vor diesem Hintergrund verloren Fonds, die ausschließlich auf fallende Kurse setzen, Daten des Analysehauses Lipper zufolge seit Jahresbeginn im Schnitt sechs Prozent an Wert. Konkurrenten, die sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse wetten, legten dagegen um 0,7 Prozent zu, heißt es in einer Studie des Analysehauses Hedge Fund Research.

Allein bei Tesla-Aktien summieren sich die Leerverkäufe auf mehr als 13 Milliarden Dollar. Dabei hat der Kurs ungeachtet milliardenschwerer Verluste und der Produktionsprobleme beim Hoffnungsträger Modell 3 seit Monatsbeginn um gut 27 Prozent zugelegt – etwa zehnmal so stark wie der US-Technologieindex Nasdaq. Seit Frühjahr 2013 hat sich der Kurs sogar verzehnfacht. (APA. red, 7.8.2018)