Wien – Nur zwei Tage vor ihrem 104. Geburtstag ist Elisabeth Heller in Wien verstorben. Das teilte der Zsolnay-Verlag im Auftrag der Familie der APA mit. Gespräche zwischen ihrem Sohn, André Heller, und der "Jahrhundertfrau" – so der Titel eines ORF-Porträts aus dem Jahr 2012 – bildeten im vergangenen Jahr die Grundlage für ein Buch.

Elisabeth Heller wurde 9. August 1914 in Wien geboren. Sie wuchs in der Bundeshauptstadt und in Südtirol auf. 1933 heiratete sie den jüdischen Zuckerlfabrikanten Stephan Heller. Während der Naziherrschaft blieb sie mit ihrem 1934 geborenen ersten Sohn, Fritz, in Österreich. Ihr jüdischstämmiger Ehemann musste hingegen emigrieren, und die Ehe wurde geschieden.

Stephan Heller ging zuerst nach Frankreich und dann weiter nach Großbritannien, um erst nach Kriegsende wieder zurückzukehren. Es folgte die erneute Heirat, obwohl ihr Ehemann darauf folgend den Großteil des Jahres in Paris verbrachte. Mit Franz André Heller kam am 22. März 1947 Elisabeth Hellers zweiter Sohn zur Welt. Nach dem Tod ihres Ehemannes 1958 leitete sie bis zu ihrer Pensionierung einen Haute-Couture-Salon.

"Der Abschied von meinen Kindern, davor fürchte ich mich. Aber nicht vorm Sterben", so Elisabeth Heller in der 2012 ausgestrahlten ORF-Dokumentation mit dem Titel "Elisabeth Heller – Die Jahrhundertfrau", die die abenteuerliche Lebensgeschichte von der Fabrikantengattin zur emanzipierten Frau erzählt. Ihr unentwegtes Interesse am kulturellen Leben halte sie jung, erklärte die damals 98-Jährige.

Obwohl seine Mutter erst zu einem Zeitpunkt, wo er eindeutig schon erfolgreich war, zur "Anhängerin" André Hellers wurde, wie er in dem Film sagte, sei "sie in sehr vielen schwierigen Situationen meiner jüngeren Jahre auf ihrem Posten" gewesen. Etwa als sie ihren Familienschmuck verpfändete, um ihrem Sohn bei der Finanzierung seines Lissabonner "Theater des Feuers" zu unterstützen. Unter dem Titel "Uhren gibt es nicht mehr. Gespräche mit meiner Mutter in ihrem 102. Lebensjahr" erschien im vergangenen Jahr ein Buch aus der Feder André Hellers. (APA, 8.8.2018)