Die behandelnden Ärzte sind mit Niki Laudas Genesungsfortschritt sehr zufrieden.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Sechs Tage nach der Lungentransplantation ist die Genesung der Formel-1-Legende Niki Lauda "genau im Ziel, nicht mehr und nicht weniger". Das sagte Christian Hengstenberg, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin und Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie am AKH und der Med-Uni Wien, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Niki Lauda ist nach seiner Lungentransplantation auf dem Weg der Besserung. Der Heilungsprozess laufe hervorragend, sagen am Mittwoch seine Ärzte in einer Pressekonferenz im AKH Wien.
ORF
Niki Laudas Gesundheitsverlauf scheint weiterhin sehr gut zu verlaufen. Das wurde im Rahmen einer Pressekonferenz des AKH bekanntgegeben. ORF-Reporter Rainer Pariasek berichtet.
ORF

Entzündung der Lungenbläschen

Die Mediziner sprachen von einem "sehr, sehr erfreulichen Verlauf". Dabei hatte es für Lauda gar nicht gut ausgesehen, wie aus den Schilderungen der Ärzte deutlich wurde. Der Aufsichtsratsvorsitzende und Teilhaber des Mercedes-Formel-1-Teams war – anders als kolportiert – "zu keinem Zeitpunkt an einer normalen Sommergrippe erkrankt", wie Marco Idzko, Leiter der Klinischen Abteilung für Pulmologie, betonte. Vielmehr litt er an einer hämorrhagischen Alveolitis – dies sei eine Entzündung der Lungenbläschen, die mit einem Einbluten in das Lungengewebe und in die Atemwege einhergegangen sei, für die Lauda eine immunsuppressive Therapie erhalten habe. Das habe zunächst eine deutliche Besserung seiner Atmung zur Folge gehabt.

In weiterer Folge sei aber eine schwere akute Lungenerkrankung aufgetreten, die durch das Einwandern von Entzündungszellen aus dem Blut in die Lunge entstanden sei. Diese Zellen griffen das Lungengewebe an. Lauda befand sich in Intensivtherapie, gleichzeitig wurde ein Plan B in Betracht gezogen, und das bedeutete die Lungentransplantation. Deshalb wurde die Klinische Abteilung für Thorax-Chirurgie unter Walter Klepetko, Konrad Hötzenecker und Peter Jaksch beigezogen, die eines der führenden Transplantationszentren weltweit erhält.

Alle anderen Behandlungswege waren ausgeschöpft, Laudas Zustand konnte nicht stabilisiert werden. "Es war so, dass er eine Lebenserwartung von wenigen Tagen, maximal Wochen hatte", schilderte Hötzenecker. Der Luftfahrtunternehmer war unterdessen einer extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) unterzogen worden, das heißt im Wesentlichen, dass eine Maschine – eine Blutpumpe außerhalb des Körpers – sauerstoffangereichertes Blut in den Körper pumpte und so die Funktion der eigenen Lunge überbrückt ("bridget"). Etwa zehn Prozent der 120 am AKH pro Jahr Lungentransplantierten sind ECMO-Patienten, erläuterte Klepetko.

Höchste Dringlichkeitsstufe

Lauda war bereits als Empfänger für eine Lunge bei Eurotransplant angemeldet und in die höchste Dringlichkeitsstufe gereiht worden. Patienten in dieser Kategorie müssen durchschnittlich fünf Tage auf ein neues Organ warten. Als die Meldung kam, dass ein entsprechendes Organ für Lauda vorhanden sei, flog das Entnahmeteam los, untersuchte die Lunge und befand sie für geeignet. Während das Team die Lunge entnommen hatte und nach Wien zurückgekehrt war, war der prominente Patient für den Eingriff bereits vorbereitet worden, um die Zeit zwischen Entnahme und Implantation möglichst kurz zu halten.

"Der Eingriff selbst verlief komplikationslos", sagte Hötzenecker. Die neue Lunge habe eine gute Primärfunktion gehabt, die Unterstützung für die Körperfunktionen konnte noch im Operationssaal abgeschaltet werden.

Hengstenberg zufolge fühlen sich Patienten kurz nach einer so großen Operation, "als wäre man von einem Panzer überrollt worden". Der Mediziner: "Lauda ist nach 24 Stunden extubiert worden, der Patient konnte selbstständig atmen." Alle Organe – auch die bereits transplantierte Niere – arbeiten einwandfrei.

Zwei bis drei Wochen im Spital

Peter Jaksch gab unterdessen einen Ausblick auf die nächsten Tage und Wochen: Die Patienten würden nach so einer Transplantation, sobald sie extubiert seien, so schnell wie möglich mobilisiert. Normalerweise bleiben die Patienten einige Tage auf der Intensivstation, in denen sie auch auf ihre Immunsuppression eingestellt werden. Das ist eine Kombination von Medikamenten, die durch eine Unterdrückung des Immunsystems eine Abstoßungsreaktion des Körpers gegen das fremde Organ verhindern sollen. Üblicherweise werden Patienten nach zwei bis drei Wochen aus dem Spital entlassen, dann wird ihnen eine stationäre Rehabilitation für einige Wochen angeboten. (APA, 8.8.2018)