Deutsche Ryanair-Piloten legen am Wochenende ihre Arbeit nieder.

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Frankfurt/Dublin – Der irische Billigflieger Ryanair streicht wegen des Pilotenstreiks am Freitag in ganz Europa rund 400 Flüge. In Deutschland fallen 250 Flüge aus. Alle deutschen Flughäfen bis auf Baden-Baden seien betroffen. Dort hätten die Piloten zugesagt, ihr Programm abzufliegen, wie Ryanair am Mittwoch in Frankfurt mitteilte.

Von den Streiks seien in Deutschland rund 42.000 Kunden betroffen, 55.000 in ganz Europa. Diese könnten kostenfrei umbuchen oder ihr Geld zurückbekommen, sagte Ryanair-Marketingchef Kenny Jacobs. Zuvor hatte sich die deutsche Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) den ebenfalls für Freitag geplanten Streiks in Irland, Belgien und Schweden angeschlossen.

Kampferprobt

Die Vereinigung Cockpit, bereits kampferprobt in Konflikten mit der AUA-Mutter Lufthansa, verhandelt seit Anfang Jänner mit Ryanair. Ihr Ziel ist es, erstmals einen Tarifvertrag bei Ryanair abzuschließen und eine bessere Bezahlung durchzusetzen. Nach den fehlenden Fortschritten bei den Verhandlungen hatten sich in einer Urabstimmung 96 Prozent der befragten Gewerkschaftsmitglieder für einen Arbeitskampf ausgesprochen.

Die Gewerkschaft hatte Ryanair eine letzte Frist bis zum vergangenen Montag gesetzt, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Die Ryanair-Geschäftsführung habe sich in einem Schreiben an die Gewerkschaft aber darauf beschränkt, die aus ihrer Sicht maßgeblichen Verhandlungspositionen zu wiederholen und zusammenzufassen, erklärte die Vereinigung Cockpit.

400 Piloten in Deutschland

Ryanair beschäftigt in Deutschland rund 400 Piloten – einige davon als selbstständige Piloten. Die Vereinigung Cockpit hat sich bisher nicht dazu geäußert, wie viele davon bei der Gewerkschaft organisiert sind. Ein erster Warnstreik der deutschen Ryanair-Piloten kurz vor Weihnachten war verpufft, kein Flug fiel aus.

Ryanair wird derzeit von einer Streikwelle erfasst. Die irischen Piloten haben bereits viermal die Arbeit niedergelegt, ein Schlichter soll nun eine Lösung in dem verhärteten Konflikt finden. Ryanair hatte wegen vorangegangener Streiktage der Piloten angekündigt, insgesamt 300 Arbeitsplätze in Dublin abzubauen. Die Airline hatte zudem erklärt, der Konzern habe durch die streikbedingten Flugausfälle weniger Buchungen und müsse deshalb die Flugzeugflotte für den Winterflugplan in Dublin um ein Fünftel reduzieren.

Auch mit dem Kabinenpersonal liegt Ryanair im Clinch. Vor rund zwei Wochen musste das Unternehmen wegen eines Streiks der Flugbegleiter in Spanien, Portugal, Italien und Belgien mehrere Hundert Flüge streichen. (APA, Reuters, 8.8.2018)